Kuschelparty?

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Ich muss in einer Kartei für Kuschelbedürftige stehen. Fast täglich bekomme ich Einladungen zu Kuschelpartys: „Komm kuscheln! Kuschelparty mit Wohlfühlgarantie.“ „Kuscheln wie kleine Kätzchen. Ganz in Deiner Nähe.“ Auf solche Lockangebote falle ich eigentlich nicht rein. Warum soll ich für‘s Kuscheln Geld bezahlen? Ich habe meine Lieblingsliebste und – wer hat es nicht – ein Kuscheltier.

Dann kam dieses Angebot: „Ist Dein Teddy hart? Drängelst Du Dich durch Menschenmengen, nicht weil Du Erster sein möchtest? Lässt Du Dich gerne von der Polizei im Schwitzkasten abführen? Hast Du Dich schon mal in eine textile Autowaschanlage geschlichen und das Programm Comfortwäsche genossen? Liebst Du Sportarten wie Judo oder Ringen? Hast Du ein Plüschbezug für Dein Telefon?... Dann bist Du hier richtig: KuschelMuschel!“

Ich fühlte mich verstanden und buchte. Keine preiswerte Sache, aber auch keine Wald-und-Wiesen-Angelegenheit. Von Kuschelexperten mit Zertifikat betreut. Qualität eben. Der Leiter Herr Muschel, ein drahtiger Mittvierziger mit Schlaumeierattitüde, erklärte zunächst, warum die Menschheit heute berührungskrank wäre. Je länger ich zuhörte, umso kränker fühlte ich mich. Bei den Themen Kuschelbiologie, Kuschelmusik, Kuschelstörungen und Kuschelregeln war ich bereits im seichten Schlummerland.

Ich erwachte als ein untersetzter Typ namens Sandro leise zu mir sagte, ich wäre jetzt die Kuschelelfe und er der Baum. Die Kuschelelfen müssten die Bäume streicheln. Das wäre in der Gruppe so vereinbart worden. Und ob ich nicht mal langsam anfangen möchte, da die anderen Elfen und Bäume schon längst am Kuscheln wären. Sandro hielt mir sein schweren lockigen Kopf hin, hob die kurzen Arme und begann Geräusche zu machen, die an jedem anderen Ort zu einer Anzeige wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses führen würden. So habe ich einen Baum noch nie gehört!

Mit geschlossenen Augen wiegte Sandro seinen Körper hin und her, schraubte die Tonlage seines Ächzens immer höher, um dann abrupt in die tiefste Tonlage des Kuschelns zu stürzen. Ich wollte mir nicht vorstellen, was passieren würde, wenn ich meiner Elfenpflicht nachkommen würde. Und erst recht wollte ich nicht den anstehenden Rollenwechsel erleben. Ich verließ leise die Gruppe und überließ Kuschelbaum Sandro den anderen Kuschelelfen.

Kuscheln geht auch anders. Meine Lieblingsliebste hat mir einen gaaaaanz weichen Rollkragenpullover geschenkt. Wenn ich den auf links drehe und nix drunter ziehe, dann ist mein Bäuchlein wie in Watte gepackt und jede Bewegung bringt ein kuschlig-kitzliges Bauchvergnügen. Herrlich! Und wenn ich dann noch den warmen Fön reinpusten lasse, ist alles Wolke 7. (olekuschelt)

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