Männer, die baggern, sind gefährlich

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Kinder baggern fürs Leben gern. Kein Ostseeurlaub ohne gebaggerte Sandburgen und -gräben. Und Männer baggern auch gern. Fürs Leben. Als Kind am Ostseestrand, als hormongebeuteltes Pickelgesicht mal mit ferngesteuertem Bagger, mal bei der Gemüsefrau mit der üppigen Oberweite, mal bei der Klassenschönsten oder bei der mit dem braven Pferdeschwanz aus dem Nachbarhaus. Und später als Väter glänzen Männer am Ostseestrand als Profibaumeister mit Gerätschaften, die jeden Berufsbaggerfahrer neidisch machen. Da kommt schon mal ein Minibagger zum Einsatz, um die klägliche Burg des Juniors über das Niveau der Nachbarburg zu heben. Es gibt natürlich Unterschiede. Die einen bauen hoch, andere fühlen sich eher dem Tiefbau hingezogen. Und dann gibt’s die, die nach Bodenschätzen suchen. Das sind auch die, die den Kühlergrill ihrer SUVs mit gekreuzten Hämmern schmücken und abends in der Fischerkneipe um Mitternacht mit tiefer und glückseliger Stimme singen: „Glüüück auf, glück auf. Deeeer Bergmann kommt.“

Diese Typen mag ich besonders. Im letzten Urlaub musste mich die Deutsche Lebensrettungsgesellschaft freigraben. Ich war in ein Stollensystem von so einem Bergmannpapa eingebrochen, 2 Meter tief. Und als ich da so lag, mit fürchterlichen Schmerzen in beiden Handgelenken, die ich mir unglücklich beim Sturz verdreht hatte, tippte der feist grinsende Bergmannpapa-Junior mit seinem dicken Mittelfinger an den Muschelturm, der daraufhin langsam zu kippen begann und mich schließlich unter sich begrub. Und dann buddelten die Baywatch-Typen mich frei. Der Bergmann-Junior krähte mit lauter Stimme, ich wäre absichtlich auf seine Sandburg mit dem unterirdischen Stollensystem gesprungen. Das stimmte zwar, aber ich wollte diesen Rotzlöffel nicht über mich triumphieren sehen. Ich stritt ab und warf seinem Vater Fahrlässigkeit vor. Beim Bau des Stollensystems und bei der Beaufsichtigung seines missratenen Sohnes.

Der Vater blieb ruhig. Das hatte ich nicht erwartet. Ich sagte ihm – ebenfalls sehr ruhig – das er geistig auf dem Stand eines Kleinkindes in der Baggerphase ist, er nicht singen kann und für einen Bergmann einen viel zu kleinen Kopf hat. Da passen nur Kinderhelme drauf. Der Bergmannpapa mit dem viel zu kleinen Kopf beugte sich zu mir herunter und flüssterte in mein Ohr: „Leg dich nie mit einem Bergmann und Baggerfahrer an. Denn wir kennen Orte, wo dich niemand findet.“ Toller Spruch. Netter Junge und sehr netter Bergmann. (Olebagger)

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