Der Schmerz geht - der Stolz bleibt

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Und wie zu erwarten war, tut es ordentlich weh, aber wie Volker - Mehrfach-Finisher der 42,195 km - mir so schön schrieb : "Der Schmerz geht, der Stolz bleibt!" Oh ja!

"Gute Regeneration" war einer der häufigsten Wünsche zu meinem Marathon-Debüt und erstmal gibt es jetzt ja auch eine wohlverdiente Auszeit. In den letzten Wochen hatte die finale Vorbereitung doch einen großen Raum eingenommen im Familienalltag, sodass ich mich nun schon ziemlich drauf freue, mal wieder anderen Sachen mehr Gewicht zu geben.

Vanessa vom DATEs hat es euch ja schon verraten, dass es ziemlich gut für mich lief und ich als i-Tüpfelchen zu der prima Zeit auch noch Gesamtdritte wurde! Das war echt großer Bahnhof in der Messehalle! Mit auch ein bissel Pipi in den Augen ;-)

(c) Gramm

Bevor ich jedoch ein wenig übers Rennen schreibe, möchte ich diesmal zu Beginn allen wichtigen Leuten danken, gerade meiner Familie, den Großeltern und meinen lieben Freunden, die unermüdlich an der Strecke standen und einen Anfeuerungs-Marathon bestritten, ich weiß, dass das auch anstrengend ist, insbesondere da es Sonntag doch recht kühl war! Vielen Dank natürlich auch den Marathon-Machern und den Helfern, die mit der neuen Strecke auch nochmal ganz anderes gefordert waren.

Da unser kleiner Naturwecker-Sohnemann wie immer pünktlich um halb sechs mit dadada tönte, konnte ich ganz gemütlich um kurz nach sechs Uhr frühstücken. Der Rest der Familie kam auch nach und nach dazu und unsere große Tochter zwängte sich ebenfalls noch ein Honigbrötchen hinter. Auch sie würde heute am Start stehen und mit ihren Freunden und natürlich über 1000 anderen Startern den Mini-Marathon bestreiten. Auch sie war schön aufgeregt. Ich ging noch schnell mit dem Hundekind ne Runde um den Block und merkte, dass die sechs Grad vom Termometer leider doch recht frisch waren, also änderte ich noch fix die Kleiderwahl und nahm die Rad-Armlinge und ein Tuch mit auf den Weg. Als Magdeburgerin hatte ich nur einen kurzen Anfahrtsweg und trudelte kurz nach Neun beim Finanzamt ein. In der Zeit vorm Start konnte ich die Vorjahressiegerin Nadja Koch ausmachen, sie war ähnlich angezogen wie ich. Das passt doch schon mal! Ich machte mich auf den Weg zur Startgasse und da den langen Kanten doch gar nicht so viele laufen, stand ich plötzlich schon in der zweiten Reihe und fand mich neben Silke Zimmermann (Siegerin 2014) und vielen sehr guten Männern wieder! Die Begrüßung erfolgte durch meinen Lieblingsmoderator Holger Tapper, der mich erkannte und sogar persönlich begrüßte, da bin ich glaube ich auch ein wenig rot geworden, hat aber keiner gesehen ;-) Dann der Start mit Lutz Trümper und ab geht die Post - huhu- endlich MARATHON!

(c) Ilona Ronge

(c) Ilona Ronge

(c) Gramm

Da ich zu weit vorn stand nahm ich blöderweise das Tempo der Staffelstarter und der richtig Zackigen mit auf, um beim ersten Kilometer natürlich zu sehen: Viel zu schnell! Ja die Beine sind gut, aber man soll doch nicht überziehen, also bemühte ich mich, rückwärts zu denken ... sehr schwer ... die ersten drei Frauen, Zimmermann, Koch, und die gut vermummte Juliane Meyer zogen mit den starken Männern von Dannen und ich hatte auch beim zweiten Kilometer noch eine deutlich zu schnelle Zeit auf der Uhr. Also nochmals rausnehmen. Ich bemühte mich sehr, mich zurückfallen zu lassen. Dann die Runde um den Nordpark und an der Schule meiner Tochter vorbei und um die Hauptfeuerwehr. Dort standen Oma+Opa mit Kind und Kegel und feuerten uns, die aus dem Nebel erscheinenden Läufer, an. Dann beim Wissenschaftshafen rein und an der Elbe rechts aufs Schleinufer. Am Petriförder dann die erste Verpflegungsstelle, gute fünf Kilometer waren schon weg und das Tempo stimmte nun langsam. Einige Männer liefen auf und vorbei, einer aber blieb an meiner Seite - mein geheimnisvoller Laufkamerad  (mit Sonnenbrille und nicht zuerkennender Nummer auf den Fotos) sollte bis Kilometer 31 ein super Begleiter sein. Wir befanden uns auf dem vermutlich geradesten Stück der doch recht verwinkelten Strecke, vorbei am Domfelsen und unter der Sternbrücke hindurch. Am Elbelandhaus stand dann mein Chef und feuerte mit Sohnemann ebenfalls an.

(c) Gramm

Kurz darauf kamen wir das erste mal in Sicht zum Domplatz, 10 Kilometer waren weg, um dann wieder in Richtung Sternbrücke und ein wunderbares Stück in Richtung Rotehornspitze im Stadtpark zu laufen. Am Domplatz wurde ich als vierte Frau angesagt - Hammer! Uns überholte nach längerer Zeit jemand und wir blieben an ihm dran, (vielleicht kann man unsere Laufgruppe etwas vergrößern, dachte ich) um dann bei Kilometer 17 festzustellen, das der Gute zu einer Staffel gehörte und somit nicht mehr lange bei uns verweilen würde Ich dachte an meine süße kleine Lola, die nun auch auf der Strecke war, hach ja, hätte ich auch gern gesehen. 

Es ging weiter durch den Stadtpark, die nächste Verpflegungsstelle am Sportplatz Seilerwiesen, dann am Messeplatz - Kleiner Stadtmarsch vorbei und diese endlos lange Kurve hoch zur Zollstraße, ein kleiner Abstecher auf den Werder, und es roch schon etwas nach Messehallen, die Hälfte war rum. Krass, die Halbmarathonies hätten es nun bald geschafft! Wir trafen auf etliche 10-Kilomerter-Läufer und es ging nochmal hoch. Diesmal die lange Brücke in Richtung Allee-Center. Auf der anderen Straßenseite waren nun viele Läufer unterwegs, überwiegend die Läufer der 10 aber auch grüne Nummern waren dabei, also die vom Halben. 

Dann wieder Domplatz mit einigen Zuschauern und gut bekannten Gesichtern, die Kraft gaben. Wir machten uns auf den Weg zur Altstadtrunde, die Sonne luckte etwas mehr durch die Nebelwand, aber richtig wärmer wurde es leider nicht. Dann am Arbeitsamt, wie verabredet mein Herzchen mit den Kindern. Die Große hatte es also geschafft - toll! Kurz vor der Wallonerkirche dann eine Überraschung: das Führungsfahrrad mit dem Schild 1. Frau MARATHON fuhr neben mir - leichte Irritation, "ich glaube du bist hier falsch" mein Spruch dazu. Aber dann noch größere Überraschung: ich wurde zum zweiten Mal von J. Meyer, der führenden Frau überholt. Blöderweise hatte sich der Typ des Führungsfahrrades die Strecke nicht ganz so gut angekuckt und Juliane lief dadruch etwa drei Kilometer mehr als wir! Auweia!!! Ich war ziemlich beeindruckt! 

Leider ereilte uns dann am nächsten Verpflegungspunkt ein blödes Missgeschick. Ich stieß mit meinem Begleiter zusammen, da wir bei der Suche nach Tee nicht fündig wurden und dann doch irgendwie noch etwas Cola mitnahmen, und kippte mir den Großteil vorne rüber, einen kleinen Schluck konnte ich noch trinken, aber ich war nass, großer Mist. Und es war kalt, noch größerer Mist! Auf der bereits bekannten Strecke Domfelsen/Elbelandhaus/Gruson-Gewächshäuser geht es abermals in Richtung Hundertwasserhaus und Domplatz. Auf der großen Kreuzung an der Sternbrücke ruft jemand: Zweite Frau ist ausgestiegen. Oh! Ich bin nun also Dritte Frau - Wahnsinn! Mein unbekannter Begleiter verabschiedet sich beim Verpfegungspunkt Domplatz, er hat kein Gel dabei, und muss nun dringend essen. Aber er gibt mir noch ein tolles Kompliment auf den Weg, dass ich euch aber nicht verrate, weg isser. Schade! Kurz hinterm Domplatz stoße ich fast mit einem Walker zusammen, der mir aus dem Weg gehen will, aber leider die andere Richtung nimmt, als ich es erhofft hatte. Nochmal völlig aus dem Rythmus und nun fängt es auch langsam aber sicher an, richtig weh zu tun. 

(c) Gramm

(c) Gramm

(c) Gramm

(c) Gramm

Nochmal Rotehornspitze und ich fange wechselnd an zu rechnen und zu singen und mantraartig mir Mut zu zusprechen: NUR noch circa 35 Minuten, Lift me up! (MOBY) und: die alte Läuferweisheit: "Wenn's weh tut, warum langsamer laufen? Versuch es doch mal mit schneller!" - um Himmels Willen ... der letzte Versorgungspunkt bei Kilometer 37 kommt in Sicht und ich sehe meine Männer. Ich muss gehen und vernünftig trinken, gesüßten Tee, ich gehe an Mann und Kindern vorbei und gehe noch ein Stück und noch eines. Christian ruft, dass ich jetzt wieder laufen muss. Ich brauche noch einen Moment und dann laufe ich, die letzten fünf, noch ungefähr 25 Minuten. Ich sehe auf dem letzten Stück nochmal viele bekannte Gesichter, die mir im Nachhinein alle bescheinigen, dass ich wirklich ganz, ganz schlimm aussah, und ich ihnen schrecklich Leid tat. Ich wußte, dass noch die tolle Unterführung der Brücken und der Anstieg über die Elbe zur Daphne auf mich warteten. Wie war das nochmal mit dem lächelnd geht's leichter? Ich lächele ziemlich gequält und biege auf die Herrenkrugstraße ein. Und von hinten kommt keiner, also keine Frau zumindest! Dann Zieleinlauf - Wahnsinn! Ich habe es geschafft! Ich gucke hoch, sehe die Zeit und ja, es stimmt wirklich. Ich sehe Silke und gratuliere, sie bestätigt mir, dass ich Dritte sein müßte! Klasse!

(c) Gramm

(c) Gramm

Mir ist immernoch kalt und ich gehe schnell in die Halle. Suche warmen Tee, versuche Schokolade zu essen, aber ich bin völlig durch! Ich kann kaum stehen, traue mich aber nicht mich hinzusetzen, mein Kreislauf streikt - Hilfe! Ich gehe raus und treffe Coach Oli und Freunde. Ich kriege völlig blaue Lippen und werde zu meinem Fahrrad geleitet, schnell anziehen. Aber mir ist immernoch kalt und ich kann leider nicht an den Messehallen bleiben, sondern fahre schnell heim. Dort treffe ich meine große Tochter, die leider nach ihrem Lauf auch sehr unterkühlt war und heim musste, um sich aufzuwärmen. Nach einem heißem Bad und einem Espresso fix in warme Sachen und wir machen uns wieder auf den Weg zu den Messehallen. Nicht das ich die Siegerehrung noch verpasse, na das wärs ja!

Abends kucken wir uns noch mal die Bilder an und lachen sehr über meinen Anblick ab Kilometer 34... das ist vermutlich das, was am meisten in Erinnerung bleibt ;-) Ein tolles Erlebnis!

Heute ist nicht alle Tage, ich lauf wieder keine Frage!

Macht es gut!

Herzliche Grüße, Marisa!

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