Das Leben des Mondkuckucks

Dr. Petra Szemacha, Chefdramaturgin am Puppentheater, hat nun auch die künstlerische Leitung übernommen. Bis dahin war es ein weiter Weg, der über die Mongolei führte.

by

© Anjelika Conrad

In den Weiten der mongolischen Steppe kann man viel über Schauspiel und dessen Dramaturgie erfahren. Dr. Petra Szemacha hat genau das getan: In Chemnitz aufgewachsen, in Leipzig Dramaturgie studiert mit Schwerpunkt auf dem Sprech­theater, zog es sie danach in die Welt hinaus. Schon im Studium war sie neugierig geworden, gab es doch die Dramentheorien aus Amerika, Europa aber wurde vor allem vom Theaterschaffen in Indien und Zentral­asien geprägt. Das wollte sie vor Ort erleben, am liebsten in der Mongolei. So betrieb sie Aufwand, lernte mit Vehemenz die mongolische Sprache, was einem „einen deutlich anderen Zugang zum anderen Kulturraum ermöglicht“, ehe sie sich an der Staatsuni Ulan Bator einschrieb.

Nach zwei Jahren in der Mongolei entstand aus ihren Erfahrungen mit dem Mysterienspiel „Das Leben des Mondkuckucks“ in der Wüste Gobi ihre Diplomarbeit, mit der sie im akademischen Sinne ebenfalls Neuland beschritt. Auch mit ihrer Promotion ging sie neue Wege und 2019 erschien ihre bemerkenswerte Publikation „Tamasa-

Wandertheater. Dramaturgie einer indischen Volkstheatertradition aus Maharashtra“ mit aus dem Marathi übersetzten Theatertexten. „Die Erfahrungen in der Mongolei waren für mich eine Initialzündung“, sagt sie rückblickend. Die dort verwendeten theatralen Formen unterscheiden sich von unseren, der Gesang hat einen größeren Stellenwert.

Bemerkenswert: Bis Szemacha 2017 als Dramaturgin ans Puppentheater nach Magdeburg kam, hatte sie mit Puppenspiel nichts zu tun. Mittlerweile ist sie hier Chefdramaturgin und hat zur neuen Spielzeit auch das Aufgabenfeld „Betreuung des Ensembles und Aufgaben der künstlerischen Leitung“ übernommen. Gerade was diese Feld angeht, hat sich das Haus in den letzten drei Jahrzehnten auch unter dem Einfluss des international besetzten Festivals „Blickwechsel“ spieltechnisch entwickelt. Da kann es nur eine Frage der Zeit sein, bis diese asiatischen Einflüsse sich in Produktionen des Hauses niederschlagen und asiatische Theatergruppen beim Festival zu erleben sein werden.

Aber erstmal läuft die Spielzeit 22/23. Unter den sieben neuen Produktionen und Projekten gehört mit „Le grand tour“ (Uraufführung am 17. März) eines, das bereits asiatisch geprägt ist, geht es doch um das legendäre indische Panzernashorn. Dabei reisen wir mit zwei Philosophen durchs 18. Jahrhundert, „in die Welt des wohl größenwahnsinnigsten Projekts der aufklärerischen Zeit“. Spannend auch das Stück „Re-Member“ (Uraufführung: 12. April), eine Kooperation u.a. mit dem Théâtre de l’Entrouvert.

© Jesko Döring

Puppentheater

Warschauer Straße 25, 39104 Magdeburg View Map

0391 5403310

Visit Website

Kassenzeiten Di-Do 10-12.15 Uhr u. 13-18 Uhr Fr 10 -12.15 Uhr u. 13 -16 Uhr Abendkasse: 1 Stunde vor Vorstellungsbeginn nach Vorstellungsbeginn erfolgt kein Nacheinlass.

Back to topbutton