Studiokino im Umbau

Auf die Zeiten Napoleons geht das Haus zurück. 1806 plante der Franzose die neue Neustadt als Ersatz für die vor der Festung niedergerissene alte Neustadt. Das Eckgebäude zur Abendstraße entstand um 1820 als repräsentatives Gesellschaftshaus mit Festsaal, das sich später als „Marktschlößchen“ mit Tanzveranstaltungen einen Namen machte. Der Saal ist kaum noch als solcher kenntlich, seit 1976 läuft hier Programmkino, heute ist er als „Studiokino am Moritzplatz“ ein fester Begriff. Schon in den Neunzigern gab es unter dem Namen „Kunstmitte Moritzplatz“ erste Ideen für einen Ausbau des Gebäudes. Aber das Projekt kam nie richtig in Fahrt. Auch 2013 gab es einen Anlauf für den Umbau, aber diesmal kam alles wegen der ungesicherten Finanzierung wieder zum Stehen. „Ziel ist es, hier ein Filmkunsthaus als zukünftige Plattform für das Medium Film zu entwickeln“, beschreibt Frank Salender die Pläne. Dafür passt der Standort. Schließlich ist es neben dem OLi das letzte im Betrieb befindliche der tradierten Magdeburger Kinos. Gemeinsam mit Architektin Sina Stiebler, die sich auf die Sanierung historischer Gebäude spezialisiert hat, verfolgt der Verein den Umbau. Schon Ende 2012 wurden durch den Zukauf des zweiten Gebäudeteils an der Abendstraße wichtige Fakten geschaffen, seither ist das Marktschlößchen wieder vollständig. Es bleibt eine Mammutaufgabe, ein Projekt um die 4 Mio Euro Kosten, das der gerade 15 Mitglieder starke Verein mit Hilfe von städtebaulichen und Denkmalschutzmitteln stemmen will, auch das Bundeskulturministerium hat eine Förderung zugesagt. In drei Stufen soll das Haus umgebaut werden. Der erste Abschnitt läuft bereits. Die neu aufgemauerte dicke Außenwand am Vorderhaus wird dem Saal diese zugige Kühle nehmen, die Filmfreunden vor allem im Winter sattsam bekannt ist. Im nächsten Bauabschnitt soll im Dachgeschoss an der Abendstraße ein zweiter Kinosaal mit Sesseln und Tischen im Stile eines Clubkinos entstehen. Im dritten Bauabschnitt wäre dann der Hauptsaal dran. Dort würde die obere umlaufende Arkadengalerie wieder zum Vorschein kommen und der Eingang würde – wie im originalen Marktschlößchen – wieder auf die Seite zum Moritzplatz rücken. Neben neuen Toilettenanlagen wird im rückwärtigen Gebäudeteil dann immer  genug Platz für die filmarchivarische Arbeit sein. Und der Hof hat das Potential, eine neue Open-Air-Adresse zu werden.