Sturmzeichen am Horizont

Die Stadtteilkulturzentren, allen voran der Moritzhof, senden finanzielle Notsignale. Irritierend an dem Dilemma sind dabei die Aussagen, die die Kulturbeigeordnete trifft.

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© Engelhardt

Es ist ein sehr deutlicher Hilferuf, den die vier Stadtteilkulturzentren da Richtung Stadt und Stadtrat absandten. Einmal mehr geht es um die Finanzierung des Betriebs, der von freien Trägervereinen geführten Häuser. Nicht zum ersten Mal haben sich Volksbad Buckau, Feuerwache, Literaturhaus und Moritzhof bei einem solchen Antrag zusammengeschlossen, schon 2017 war festgeschrieben worden, dass die Verträge mit den Trägervereinen ab 2020 alle drei Jahre neu angepasst werden müssen. Was man 2017 noch nicht wusste, sind die tiefen Kerben, die die Pandemiejahre hinterlassen haben. Das gilt besonders für den vom Artist e.V. geführten Moritzhof. Der verfügt von allen vieren über die mit Abstand geringste finanzielle Basis­ausstattung und hatte das bisher durch Eintrittsgelder und gezielt eingeworbene Projektförderung ausgeglichen. Nun aber gibt es finanzielle Dellen, ändert sich nichts, ist der Betrieb ab 2024 ernsthaft gefährdet. Seiner Funktion als Stadtteilzentrum könnte der Hof dann nicht mehr gerecht werden.

Irritierend ist dabei vor allem das Verhalten von Regina-Dolores Stieler-Hinz. Ein Drittel ihrer sieben Jahre als Dezernentin für Kultur, Schule und Sport sind nun um, und ihre Bilanz ist mehr als ernüchernd. „Als berufliche Überzeugungstäterin möchte ich eine Profession ausüben, in der mein Gestaltungswille, meine Kommunikationsfähigkeit und mein persönliches Engagement zur Anwendung kommen“, hat sie vor Jahren über sich selbst zu Protokoll gegeben. Eine Farce. Die Wirklichkeit sieht anders aus: In der eigenen Partei bröckelt ihr Rückhalt. Auch amtsintern und bei der OB geht ihr offenbar massiv die Unterstützung verloren. So entwickelt sie sich politisch zunehmend zu einer schwachen Figur. Nicht einmal ihr Amtsvorgänger, Dr. Matthias Puhle, der nicht gerade durch Gestaltungswillen glänzte, hatte solch schlechten Ruf.

Und im Falle des Moritzhofes, wo es gälte, als Dezernentin in die Bresche zu springen, zeigt sich bei ihr Wankelmut, wenn nicht gar Destruktivität. Da wünscht man sich die Zeiten zurück, als Dr. Rüdiger Koch das Dezernat führte, wirklich führte, kommunizierte, netzwerkte, im gesamten politischen Spektrum des Stadtrats und beim Land Vertrauen für seine Ideen einwarb. Von ihm stammte 1996 der Entwurf der dezentralen Stadtteilkulturzentren.

Der von den vier Trägern der Stadtteilkulturzentren eingebrachte Antrag lag im September bereits im Kulturausschuss. Dort votierte man ohne Gegenstimme für eine Gesamterhöhung des Zuschusses von insgesamt 101.326 Euro für 2024, samt 5% Dynamisierung für 2025 und 2026. Auch der wichtige Finanzausschuss gab grünes Licht. Am 12. Oktober muss nun der Stadtrat entscheiden.

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Kulturzentrum Moritzhof

Moritzplatz 1, 39124 Magdeburg View Map

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