Kubistisches und buntes Magdeburg

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© Rudolf Hatzold

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Was an moderne Street-Art erinnert, ist in Magdeburg fast 100 Jahre alt. Die schrillbunten Fassaden der Otto-Richter-Straße in Sudenburg sind Verdienste des Architekten Carl Krayl und bis heute für Touristen und auch manchen Magdeburger eine Überraschung. Dass die Otto-Richter-Straße, die Curie-Siedlung und die Siedlung Cracau in Kürze berühmt werden, da ist sich Kunsthistoriker Michael Stöneberg sicher. Er hat die Ausstellung über Carl Krayl im Kulturhistorischen Museum vorbereitet und zählt ihn zu den Großen in der Architekturgeschichte der Moderne. Krayl, der bislang nur als Mitarbeiter des Stadtbaurats Bruno Taut wahrgenommen worden ist, sei der eigentliche Projektleiter der „Bunten Stadt“ in den 20er Jahren gewesen. Er habe Magdeburgs Hauseigentümer überredet, Geld in Fassadenfarbe zu investieren und sich auf Experimente einzulassen. Innerhalb weniger Monate leuchteten fast 100 Gebäude in einer ungewöhnlichen Farbigkeit, so dass die Presse deutschlandweit über Magdeburg berichtete. Weil Gebäude zur damaligen Zeit nur sehr dezent oder gar nicht farblich gestaltet gewesen sind, muss dies umso extravaganter gewesen sein. Von unseren heutigen Sehgewohnheiten, geprägt durch Eigenheimsiedlungen mit Fassaden in Karminrot bis Mintgrün, waren die Magdeburger um 1920 weit entfernt.

Mit der ersten Retrospektive seines Werkes werde Krayl den verdienten Platz in der Architekturgeschichte einnehmen, so Stöneberg. In der Ausstellung sind bislang unbekannte und selten gezeigte Arbeiten des Visionärs, Avantgardisten und Architekten des Neuen Bauens zu sehen. Sie belegen eine stilistische Entwicklung in den Jahren zwischen den beiden Weltkriegen vom wilden Farbrausch des Expressionisten hin zur sachlichen und kubischen Architektur des Neuen Bauens. Dazu gehören Arbeiten der Künstlergemeinschaft „Gläserne Kette“, in die Krayl von Bruno Taut berufen wurde. Highlight der Personalausstellung im Kulturhistorischen Museum ist eine virtuelle Rekonstruktion des Kakao-Pavillons für den Magdeburger Schokoladenfabrikanten Hauswaldt von 1922. Für Krayl, der mit international einflussreichen Architekten wie Hans Scharoun und Walter Gropius in Kontakt stand, endete die künstlerische Tätigkeit 1933 mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten. Er starb 1947. Bunte Stadt – Neues Bauen. Die Baukunst von Carl Krayl. 27. Okt. bis 12. Februar, Kulturhistorisches Museum

Kulturhistorisches Museum

Otto-von-Guericke-Str. 68-73, 39104 Magdeburg View Map

0391 5403530

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Di-Fr 10-17 Uhr, Sa-So 10-18 Uhr

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