Reichsbanner-Austellung im Kloster

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© Bundesarchiv

Mit dem Ende des 1. Weltkriegs kam 1919 die Zeit der Revolution und mit dem Ende des Kaiserreichs der demokratische Aufbruch in die Weimarer Republik. Dank der Auflösung des Dreiklassenwahlrechts konnte die Arbeiterschaft zum ersten Mal mit vollem Gewicht zur Wahl gehen, was im April 1919 mit Hermann Beims erstmals einem sozialdemokratischen Kandidaten das Amt des Magdeburger Oberbürgermeisters einbrachte. Gleichzeitig verloren viele Menschen durch die Umstellung von Kriegs- auf Zivilindustrie ihren festen Arbeitsplatz. So brachte diese Zeit des gesellschaftlichen Umbruchs für Millionen Menschen aber auch gravierende persönliche Existenzfragen. Wirtschaftsflaute, Arbeitslosigkeit, galoppierende Inflation – der Kampf ums „tägliche Brot“ bestimmte das Leben.

Von Stahlhelmen und Reichsbannern

Das Pendel zwischen Innovation und Depression schlug in Deutschland deshalb auch politisch weit aus, wobei Magdeburg eine Vorreiterrolle im Positiven wie im Negativen spielte. So gründete der Industrielle Franz Seldte 1918 in Magdeburg den vor allem aus Armisten und Kaisertreuen gebildeten Wehrverband „Stahlhelm – Bund der Frontsoldaten“. Er blieb auch dessen Bundesführer bis zur Gleichschaltung des reichsweit auf über 500.000 Mitglieder angewachsenen Verbandes 1933 in der SA und Seldtes Eintritt in die NSDAP. Andererseits das Engagement des „Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold“ in der heutigen demokratischen Grundordnung Deutschlands.

Auch das Reichsbanner hat als deutschlandweiter Wehrverband zum Schutz der Weimarer Republik und als Gegenpol zum Stahlhelm seinen Ursprung in Magdeburg. Auch er war anfangs ein Kriegsveteranenverband, der vor allem aus der Arbeiterschaft gespeist wurde, somit eine große Nähe zur SPD hatte, aber auch von Liberalen und Zentrum gestützt wurde. Otto Hörsing als preußischer Regierungspräsident in Magdeburg initiierte die Gründung des Reichsbanners 1924 in Magdeburg und wurde bis 1932 ihr erster Bundesvorsitzender. Das bis auf über 3 Millionen Mitglieder anwachsende Reichsbanner verstand sich als Erbe der deutschen Revolution von 1848 und sammelte sich deshalb auch unter den verfassungsmäßigen deutschen Reichsfarben Schwarz-Rot-Gold.

Bis heute noch namhafte Mitglieder

Noch im Februar 1933 demonstrierte das Reichsbanner in Berlin letztmalig in einer Großoffensive für Weimarer Republik, Freiheit und Verfassung, dann wurde der Verband verboten und seine Mitglieder von den Nationalsozialisten verfolgt. Die Geschichte des von Magdeburg ausgehenden Reichsbanners und die Schicksale seiner Mitglieder, zu denen auch die späteren Bundespräsidenten Gustav Heinemann und Theodor Heuss zählten, zeigt nun umfassend eine Ausstellung. Dem 1953 wiedergegründeten Reichsbanner gehört neben dem ehemaligen Bundeskanzler Helmut Schmidt auch Magdeburgs Alt-Oberbürgermeister Willi Polte als Ehrenmitglied an.

Wer die beeindruckende Luftaufnahme des Reichsbannertreffens 1925 auf dem Magdeburger Domplatz mit ungefähr 100.000 Menschen wahr und ernst nimmt, der sollte sich vor den in schwierigen Zeiten für Freiheit und Demokratie kämpfenden Deutschen und Magdeburgern verneigen und gleichzeitig selbst sein Handy zur Seite legen und für die Errungenschaften des Grundgesetzes auf die Straße treten.

„Für Freiheit und Republik! Das Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold im Kampf für die Demokratie 1924 bis 1933“. Ausstellung der Gedenkstätte Deutscher Widerstand Berlin, 27.03.-25.06., Konzerthalle des Klosters Unserer Lieben Frauen, mehr Informationen

Kunstmuseum Kloster Unser Lieben Frauen

Regierungsstraße 4-6, 39104 Magdeburg View Map

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