„Man muss erkennen, was ein Don Giovanni ist“

Eine Aufführung von Don Giovanni stand 2008 am Anfang der Ära von Karen Stone, jetzt, 13 Jahre später, inszeniert die Generalintendantin die Mozart-Oper selbst. Ein Gespräch über Lügen, Me-too-Zeiten und ein Schluss aus Dantes Hölle.

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© Engelhardt

Frau Stone, warum haben Sie als Ihren Abschluss in Magdeburg gerade „Don Giovanni“ gewählt? Ich habe hier die beiden anderen Opern, zu denen Lorenzo da Ponte den Text und Mozart die Musik geschrieben hat, also „Die Hochzeit des Figaros“ und „Cosi fan tutte“, bereits inszeniert und da wollte ich den Kreis schließen. Diese „Da-Ponte-Opern“ haben damals schließlich das Musiktheater revolutioniert. Mit ihren drei gemeinsamen Stücken haben die beiden ein Höchstmaß an psychologischer Durchdringung der Komödienhandlungen erreicht, eine Verknüpfung von Schicksalen, wie sie feinsinniger und tiefgründiger erst im modernen Drama geflochten wurde.

Wie ist Ihre Sicht auf die Titelfigur? Don Giovanni gilt als Archetyp. Es gibt unzählige Deutungen in die verschiedensten Richtungen. Er ist einfach eine faszinierende Figur. Er ist untreu. Er ist opportunistisch. Er ist sexsüchtig. Aber er hat eine Energie, eine Attraktivität und einen Charme, dem man kaum widerstehen kann. Er ist kein böser Vergewaltiger. Das hat er gar nicht nötig. Für den Augenblick glaubt er, dass er verliebt ist. Aber das ist nicht von Dauer.

Wie sehen Sie die Frauen? Don Giovanni lügt, die Frauen aber belügen sich selbst. Sie meinen, mit mir wird es anders sein. Mich liebt er wirklich. Die Frauen tun mir leid, aber zu sagen, Don Giovanni ist böse, ist zu einfach, gerade in diesen Me Too Zeiten, das ist viel zu einfach. Damit meine ich nicht, jene die mit dem Ende einer Kariere drohen oder vergewaltigen. Man muss erkennen, was ein Don Giovanni ist. Das ist nicht der Mann, der sich ändern wird für eine Frau.

Wie interpretieren Sie den Schluss der Oper? Mein Schluss ist absolut aus Dantes Hölle, die besagt: Alles was Du im Leben Böses gemacht hast, damit wirst Du konfrontiert werden für alle Ewigkeit. Also alle Frauen, die er betrogen hat, die gelitten haben, kommen und holen ihn in die Hölle.

Wer ist an der Magdeburger Oper Don Giovanni? Den Don Giovanni singt Martin-Jan Nijhof.  Damals in der Eröffnungspremiere hat er den Leporello gesungen. Er war auch der Graf in „Hochzeit des Figaro“. Er gehörte sieben Jahre hier ins Ensemble. Seit fünf Jahren ist er an der Semperoper beheimatet.

Zur Veranstaltung: Wolfgang Amadeus Mozart „Don Giovanni“

Opernhaus/Theater Magdeburg

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