Perspektivwechsel: Leonard Schubert inszeniert "Das Blaue Licht"

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© Kathrin Singer

Leonard Schubert ist ein Rückkehrer. Der gebürtige Magdeburger wollte Schauspieler werden, ließ sich während eines Freiwilligen Kulturellen Jahres aber vom Puppentheater mitreißen. Das hatte mit seinem ersten FSJler einen Glücksgriff getan, denn Schubert kehrte, mit Puppenspielerdiplom der renommierten Ernst-Busch-Hochschule in der Tasche, zurück nach Magdeburg. Dass er beschreiben und beobachten kann, wichtige Grundlage für einen Regisseur, hat er bei der Vordiplom-Inszenierung für eine Mitstudentin erfahren. Florian Kräuter war hier schon mit von der Partie. Nun also „Das blaue Licht“, Schuberts erste Magdeburger Regie und Kräuters erstes Solo.

Märchen sorgen für Glücksmomente

Märchen werden in der Regel geradlinig erzählt. Gut trifft Böse, ein Zauber richtet es meist, damit es gut ausgeht. Die Leerstellen der Figuren zu füllen, ist für Leonard Schubert einer der spannendsten Gründe, Märchen zu erzählen. Denn diese geben Futter für Improvisationen, ermöglichen die Freiheit des Erzählens überhaupt erst. Geht dieser Ansatz auf, sorgt das für Glücksmomente auf der Bühne und im Zuschauerraum. „Das blaue Licht“ erzählt von dem um seinen Lohn geprellten, durch den Krieg verkrüppelten Soldaten, der sein erlittenes Unrecht rächen will. Es ist eines der weniger bekannten Märchen der Brüder Grimm und trägt Motive von Hans Christian Andersens „Feuerzeug“, allerdings fehlen die monströsen Hunde, die den Schatz bewachen.

Perspektivwechsel

Erzählt wird das Märchen bei Leonard Schubert aus der Perspektive des rätselhaften Lichtmännleins, das die Zuschauer ins Innere eines überdimensionalen Feuerzeugs mitnimmt. Der Künstler Jonathan Gentilhomme, derzeit Student an der Burg Giebichenstein Halle, hat Atelier mit Puppenbühne getauscht und einen Raum kreiert, der mit Metall und überdimensionalem Docht Materialien verwendet, die tatsächlich in echten Feuerzeugen verbaut werden. Das kleine Lichtmännlein erzählt einem Spielmeister gleich seine Geschichte rückblickend mit Tischpuppen von Janusz Debinski, dem Werkstattleiter der Stuttgarter Hochschule für Figurentheater.

Offenes Ende will zum Nachdenken anregen

Bei Grimm endet das Märchen seltsam gut: Der racheerfüllte Soldat unterwirft mithilfe des Lichtmännleins König und Hofstaat und bekommt die Prinzessin. Ende gut? Dem „großen Jackpot“ traut Leonard Schubert nicht, weswegen der Schluss noch offen ist. „Vielleicht steht am Ende alles auf Anfang.“ Fest steht, das einfache Schuldzuweisungen – und damit ist Schubert wieder ganz aktuell – nicht funktionieren. Glück muss neu definiert werden und liegt vielleicht einfach im Wechsel der Perspektive.

Das blaue Licht, Premiere: 24. Oktober, 19 Uhr, weitere Termine

© Jesko Döring

Puppentheater

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