Die Freiheit ist weiblich

Als Hofspektakel zeigt das Puppentheater in diesem Jahr "Der Drache" von Jewgeni Schwarz. Ein Gespräch mit Regisseur Moritz Sostmann über seine Inszenierung.

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© Engelhardt

Herr Sostmann, Sie verantworten in diesem Jahr Sommertheater des Puppentheaters. Dieses Mal findet es an ungewohntem Ort, nämlich im Kunstmuseum statt. Warum dieser Wechsel?

Im Puppentheater wird gebaut. Aber wir hatten Glück, dass das Kunstmuseum unter Frau Laabs Interesse zeigte. Der Innenhof des Klosters Unser Lieben Frauen bietet eine stille und dichte Atmosphäre und ist ein magischer Ort mitten in der Innenstadt. Bedeutsam ist dabei zudem, dass hier zwei Kunstbetriebe der Stadt zusammenarbeiten.

In welcher Zeit siedeln Sie Ihre Inszenierung an?

Der Drache ist ein Märchen. Wir legen uns nicht auf eine besondere historische Epoche fest und geben der Phantasie Raum.

Die legendäre Erstaufführung in den sechziger Jahren in Berlin punktete spektakulär mit einem überdimensionalen Drachen. Planen Sie vergleichbares?

Das Magdeburger Puppentheater verfügt über ein festes Ensemble von zehn Puppenspielern. Das ist selten in Deutschland und spektakulär. Das reizen wir aus. Die zehn Darsteller werden fünfundzwanzig sehr realistische, ca. 130 cm große Puppen bewegen.

Der Held des Stücks heißt Lanzelot. Sie kündigen dagegen eine Lanzelotte, also eine Frau, an. Warum und was bedeutet das?

Im Stück geht es um die Freiheit. Die Freiheit ist in fast allen Sprachen weiblich. Lanzelot ist die Verkörperung der Freiheit.

Was bedeutet das fürs Liebespaar Elsa / Lanzelot?

Auch eine Lanzelotte lässt sich durch Elsa begeistern. Es ist heutzutage eine glücklicherweise normale Konstellation. Aber man beginnt anders zuzuhören und manche Passagen neu und anders zu lesen. Und Elsa erhält die Chance, auch emanzipatorisch unterwegs zu sein.

Zu DDR-Zeiten hatte das Stück erhebliche Brisanz. Wie ist das heute?

Natürlich nicht vergleichbar jener in einer Diktatur, aber es ist auf andere Weise brisant. Autoritäre Gesellschaften erleben gerade einen Auftrieb. Warum ist das so? Warum unterstützen Menschen eine Herrschaft, die ihnen eigentlich schadet. Sie passen sich an, verbiegen sich.

Wie gehen Sie mit dem Schluss um?

Der Autor bezeichnet den „Drachen“ als Märchenkomödie. Der Ton ist ironisch, manchmal sarkastisch. Über Autorität zu lachen ist befreiend. Ich möchte auch unser diesjähriges Sommertheater mit einem Ausblick enden lassen, der das Publikum mit der Welt versöhnt.


Zum Stück "Der Drache":

In der 1943 entstandenen Märchenkomödie von Jewgeni Schwarz will Lanzelot, der Held, die Drachenstadt vom Ungetüm befreien, doch er stößt auf Desinteresse bei den Stadtoberen, das in offene Feindseligkeit umschlägt, als er den Drachen wirklich besiegt. Die offene Diktatur des Drachen wird umgemünzt in eine verdeckte Ausbeutung des Volkes, bis Lanzelot wiederkehrt und seine Liebste vor einer erzwungenen Heirat mit dem Bürgermeister rettet. 

Hofspektakel mit „Der Drache“ von Jewgeni Schwarz; Premiere 11. Juli um 20.30 Uhr

Kunstmuseum Kloster Unser Lieben Frauen

Regierungsstraße 4-6, 39104 Magdeburg View Map

0391 565020

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Di-Fr 10-17 Uhr, Sa/So und feiertags10-18 Uhr, Mo und am 24.12., 25.12., 31.12. geschlossen, an den übrigen Feiertagen 10-18 Uhr

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