Jakob Peters-Messer inszeniert "Die tote Stadt" am Opernhaus

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© Guido Petzold

Es ist genau 88 Jahre her, dass auf Magdeburgs Bühnen Erich Wolfgang Korngolds Oper „Die tote Stadt“ gespielt wurde. In den zwanziger Jahren (des vorigen Jahrhunderts) war das Werk des erst 23-jährigen Komponisten, das 1920 uraufgeführt wurde, ein absoluter Renner. Dann kam der Nationalsozialismus, der Jude Korngold musste emigrieren, und Deutschland vergaß ihn für lange Zeit. In den USA wurde er zum Begründer der sinfonischen Filmmusik und des typischen Hollywoodsounds. „Die tote Stadt“ lässt das bereits erahnen. Der Regisseur der aktuellen Magdeburger Inszenierung, Jakob Peters-Messer, erzählt: „Die Musik ist sehr atmosphärisch. Die ,tote Stadt‘ Brügge lebt genau wie der Protagonist der Oper nur in der Vergangenheit. Das ist musikalisch dargestellt: Der Wind, der durch die Kanäle weht, der Nebel, Glocken, Orgeln und Chöre, die aus den Klöstern und Kirchen erklingen. Das ist eine Stimmung, die sich modernd auf das Ganze legt. Die Orchestrierung spiegelt das Reizvolle eines morbiden Ortes wider. Korngold brauchte dafür ein riesiges Orchester. Es ist vielleicht eines der größten überhaupt. Chefdirigent Kimbo Ishii, der die musikalische Leitung des Abends hat, schleppt eine 700-seitige Partitur mit sich herum. Für ein Opernpublikum ist diese Opulenz natürlich sehr attraktiv. Die lyrischen Nummern ‚Glück, das mir verblieb‘ und ‚Mein Sehnen, mein Wähnen‘ tun ein Übriges. Die Renaissance von Korngolds Werk verwundert also nicht.“

Die Story klingt nach Hitchcock: Der Witwer Paul lebt nach dem Tod seiner Frau Marie zurückgezogen, ganz in ihrem Andenken wie in einem Mausoleum. Als er der Tänzerin Marietta, die Marie verblüffend ähnelt, begegnet, glaubt er in der Lebenden der Toten wieder zu begegnen. Traum und Realität verschwimmen zunehmend. Paul steigert sich immer mehr in seinen Wahn und ermordet schließlich Marietta, weil die nicht Marie sein will.

Was geschieht in der Fantasie, was in der Wirklichkeit? Beide gehen ineinander über. Jakob Peters-Messer sieht da tatsächlich eine Verwandtschaft zu Hollywoods Psychothrillern: „Bei Hitchcock gibt es ähnliche Situationen, zum Beispiel erscheint ein Doppelgänger, später stellt sich heraus, es handelt sich nur um eine Person.“ Für den Regisseur ist diese Vergleichbarkeit ein Motiv, die Oper in eine Thriller-Ästhetik à la Hitchcock zu übertragen und u. a. auch mit filmischen Mitteln zu arbeiten (Bühne Guido Petzold). Ein Erfolg wie in den zwanziger Jahren könnte sich wiederholen!

Premiere: Erich Wolfgang Korngold, Die Tote Stadt, 23. Januar, 19.30 Uhr, Opernhaus, weitere Termine

Opernhaus/Theater Magdeburg

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