Die Welt neu denken

Mit skurrilen Nummern aus Fundstücken, Papiertheater-Sets, Live-Kameras und Nasenflöte entfaltet sich in "Le Grand Tour" die Geschichte des indischen Panzernashorns „Clara“, das im 18. Jahrhundert quer durch Europa tourte.

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© Conrad

Sagen wir es mal so: Der holländische Kapitän Douwe van der Meer hatte den richtigen Riecher. Als Kapitän für die Niederländische Ostindien-Kompanie kaufte er 1741 in Bengalen ein Panzernashorn und brachte es per Schiff nach Europa. Ermutigt von ersten Zurschaustellungen, konstruierte er ein Transportgefährt für das Nashorn und zog ab 1746 mit ihm durch Deutschland, Österreich, die Schweiz, Frankreich und Italien. Seine Tour durch die damals zersplitterten deutschen Lande führte ihn auch knapp an Magdeburg vorbei. Vom Herzogtum  Braunschweig zog er durch die Altmark nach Havelberg und von dort per Havelkahn weiter gen Berlin.

Mit seiner Nashorndame „Clara“ verbreitete er damals einen beispiellosen Rummel, das exotische, bis dahin völlig unbekannte Tier eroberte die Herzen der Menschen im Sturm. Dreizehn Jahre dauerte die Tour und europaweit entstand ein regelrechter Hype um das Nashorn. Es wurde gemalt, und es gab Münzen und Porzellanfiguren von Clara. Fürsten bestaunten es, und in Paris trugen die feinen Damen Perücken à la Nashorn.

Die historische Nashorn-Story ist heute ein beliebter Erzählstoff in Büchern und auf der Bühne. Nun haben Florian Kräuter und Richard Barborka die Geschichte für das Puppentheater aufbereitet. Als Spieler schlüpfen sie dafür in die Kostüme zweier hemmungslos assoziierender Philosophen: Im Reigen aus skurrilen Nummern mit Fundstücken, Papiertheater-Sets, Live-Kameras und Nasenflöte entfaltet sich – mit stets fokussiertem Blick auf das Nashorn – die Lebensgeschichte von „Jungfer Clara“, die über die Jahrmärkte und Königshöfe tourt und dabei eine „Rhinomanie“ auslöst. In der Regie von Nis Sogard werden die einzelnen Stationen mit gesonderten theatralen Mitteln erzählt. Im Schwarzwald etwa ist es Schatten­theater, auf dem Berliner Spittelmarkt kommt es zur Begegnung mit Friedrich dem Großen. Darüber gibt es eine sinnliche Metaebene, die mit Licht und Geräuschen vermittelt wird.

Die Reise des Nashorns führt auch mitten hinein in die Welt des wohl größenwahnsinnigsten Projekts dieser vom aufkeimenden Humanismus geprägten, aufklärerischen Zeit: die Enzyklopädie von Diderot, eine Zusammenfassung des damaligen Wissens, samt dem Wundertier aus Ostindien. Über allem schwebt die Frage: Was sagt uns Claras Schicksal über Wahrheiten, und Wissensdrang sowie den menschlichen Umgang mit Tieren? So ist es ein sehr visuelles Stück mit vielen poetischen Bildern. Eben eine Grand Tour.

Hier geht es zu mehr Informationen und den Spielterminen von "Le Grand Tour", inklusive der Premiere am 17. März

© Jesko Döring

Puppentheater

Warschauer Straße 25, 39104 Magdeburg View Map

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Kassenzeiten Di-Do 10-12.15 Uhr u. 13-18 Uhr Fr 10 -12.15 Uhr u. 13 -16 Uhr Abendkasse: 1 Stunde vor Vorstellungsbeginn nach Vorstellungsbeginn erfolgt kein Nacheinlass.

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