Emotion als Ware

Zum zweiten Mal findet die "Lange Nacht der Jungen Dramatik" statt. Vom Klimawandel, über Feminismus, bis hin zu Antisemitismus betreiben die Autoren Gegenwartskritik mit verschiedensten Mitteln.

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Der Planet ist zerstört. In einer klanglich gebildeten Landschaft überlagern sich Zeitebenen und Geschichten. Vermeintlich ewiges, Kapitalismus und Fortschrittsglaube, geht unter. Doch in der Zerstörung liegt der Samen für etwas Neues. Was sich anhört wie ein dystopischer Sience-Ficton-Film, ist in Wahrheit das Theaterstück „Am Ende. Der Fortschritt” von Liv Thastum und Nick Tlusty. Die jungen Autoren studieren an der Universität Hildesheim am Fachbereich für ästhetische Kommunikation. Das Theater Magdeburg und das Staatstheater Braunschweig veranstalten zum zweiten Mal diese gemeinsame Lange Nacht der Jungen Dramatik. Ziel ist es, noch nicht etablierte Theaterautoren zu fördern. Diese waren aufgerufen, ihre Stücke mit einem Exposé zu bewerben. Aus 49 Einsendungen wurden fünf Entwürfe ausgewählt.

So auch das Stück „Wir werden heute Nacht nicht sterben” von Guido Wertheimer. Ein autofiktionaler Monolog, in dem der Erzähler Orte und Gebäude in Berlin erkundet, an denen sich die Geschichte seiner jüdischen Großeltern in den 1920er und 1930er Jahren abspielte. Dieses Jahr durften sich auch Studierende des Studiengangs Szenisches Schreiben der Universität der Künste Berlin bewerben. Dieses Privileg hatten bisher nur das deutsche Literaturinstitut Leipzig und die Uni Hildesheim. Durch diese Erweiterung ist das Spektrum an thematischen Schwerpunkten und Ästhetiken noch vielfältiger: Während sich „Holy Red” von Victoria Schulz auf kritische, aber humorvoll-empowernde Weise mit dem Themenkomplex der Gebährfähigkeit, Mutterschaft und Schwangerschaftsabbruch beschäftigt, stürzt sich Paula Kläys Werk „467.45 ETHEREUM” in eine Dystopie, in der Emotionen und Erinnerungen wie Waren gekauft und getauscht werden können. Wohingegen Wibke Charlotte Gneuß´ Stück mit dem Arbeitstitel „Bevor die Flut kommt, sollen es unsere Kinder einmal besser gehabt haben” sich anhand eines Familiendramas die Frage stellt, wie wir als Gesellschaft mit Schuld umgehen wollen: Mit Bestrafung oder Wiedergutmachung?

Die Entwürfe werden in beiden Theatern als 20-minütige Skizzen aufgeführt. Nach den Präsentationen in Braunschweig wird der Jurypreis, dotiert mit 6.500 €, vergeben. Der Sieger-Entwurf soll zudem in der Spielzeit 2022/23 in voller Länge uraufgeführt werden. Aber auch die Zuschauer in beiden Häusern dürfen abstimmen: der gemeinsame Publikumspreis ist mit 1.500 € ausgeschrieben.

Hier geht's zur Veranstaltung: Lange Nacht der Jungen Dramatik

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