Von Grausamkeit und Liebe

Eine der berühmtesten Tenorarien aller Zeiten, „nessun dorma“, kann man derzeit auf der Bühne des Opernhauses erleben. Interpretiert wird sie von Aldo Di Toro, der den Calaf singt, einen der Bewerber um die Hand der Prinzessin Turandot. Die Kunde von einer Prinzessin, die Prinzen, die sie als Braut begehren, drei Rätsel aufgibt, von deren Lösung sie ihr Jawort abhängig macht, und sie töten lässt, falls sie die richtigen Antworten nicht kennen, stammt aus einer persischen Erzählung. Später wanderte die Geschichte in ein exotisches China. Sie inspirierte immer wieder Maler, Dichter und Musiker, so auch Giacomo Puccini zu seiner letzten Oper. Der Charakter der eiskalten Turandot reizte ihn. Als Gegenpart erfand er die gefühlvolle Liù, die für ihre Liebe in den Tod geht und an eine Figur wie die Mimi aus „La Boheme“ und die Cio-Cio-San aus „Madama Butterfly“ denken lässt. Liù bildet einen bewussten Kontrast zur Kälte und Verbohrtheit der Turandot. Sein Tod hinderte Puccini, die Oper zu vollenden. Aus fragmentarischen Skizzen und Aufzeichnungen ist zu ersehen, dass er ein Happy End beabsichtigte: die Eisprinzessin wird zur liebenden Frau. Der Komponist Franco Alfano vervollständigte das Werk (Uraufführung 1926). Auf diese Fassung beziehen sich Regisseur Michiel Dijkema und GMD Anna Skryleva, die die musikalische Leitung hat. „Turandot ist ein extrem vielschichtiges Werk mit einer Mischung aus Tragödie, Komödie und Märchen“, sagt Michiel Dijkema. Er siedelt den Plot in einem Phantasie-China an. Das Publikum erwartet ein Peking zur Zeit der Legenden, also einer Zeit noch vor der Geschichtsschreibung. Als Turandot ist Orla Boylan zu erleben. Raffaela Lintl singt die Liù. 

Giacomo Puccini „Turandot”, Premiere: 25. Januar, weitere Veranstaltungen