Nieder mit der Gewohnheit: Uraufführung Meet Me in Moskau im Puppentheater

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© Jesko Döring

Kaum eine Vorstellung von Roscha A. Säidows Erfolgsinszenierung „M – eine Stadt sucht einen Mörder“ ist im Puppentheater nicht ausverkauft. Es ist der Dauerbrenner im Spielplan. Was so begeistert? Das ist wohl die Gesamtkomposition der Inszenierung, Allroundtalent Säidow hat nicht nur Regie geführt, sondern auch Text und Musik geschrieben. Nun ist sie zurück, ist Artist in Residence für die kommenden zwei Jahre. Das bedeutet, die künstlerische Zusammenarbeit mit dem Puppentheater wird fortgesetzt. Ihr neues Stück heißt „Meet Me in Moskau“ und ist eine Weiterentwicklung von Anton Tschechows Klassiker „Drei Schwestern“. 

Säidow knüpft mit ihrem Stück elf Jahre nach den Geschehnissen bei Tschechow an. Mascha, Olga und Irina kehren zurück in die Provinz, um ihren Bruder Andrej zu beerdigen. Es ist ein zwiespältiges Wiedersehen. Doch der Stillstand der Provinz vereinnahmt sie wieder, sie verfallen in alte Muster. Bei Säidow sieht das dann auf der Bühne so aus: Mascha, Olga und Irina versammeln sich um das Grab ihres Bruders, es regnet, sie stehen im Dreck, ein Streit entbrennt. Plötzlich öffnen sich andere Spielräume, Szenarien werden sichtbar, in denen die Vergangenheit der Schwestern mittels Puppen lebendig wird. Mit denen müssen sie sich auch noch sprachlich duellieren. Sprachaufnahmen sorgen dafür, dass die Puppen scheinbar ein Eigenleben entwickeln.„Die Stimmen aus der Vergangenheit halten Irina, Olga und Mascha einen Spiegel vor Augen.“ Das besondere dabei: die Puppen von Gildas Coustier sind an Stop-Motion-Vorbilder angelehnt; durch ein Metallskelett können sie selbstständig stehen. Um die Illusion des Zwiegesprächs zwischen Vergangenheit und Gegenwart zu vervollständigen, tragen die Puppen die Gesichtszüge der Spielerinnen. Dadurch entstehen groteske, bitterböse, auch anrührend ehrliche Szenarien. Tschechows Stück muss man nicht kennen, um Säidows Inszenierung zu verstehen. Denn über ihr steht die universelle Frage nach der Emanzipation des Individuums von scheinbaren Zwängen und wann es reicht, man selbst zu sein. Den Weg dorthin beschreiten die drei Frauen auf unterschiedliche Weise. „Die eine verdrängt, die andere lebt vollkommen im Jetzt und die dritte ist zufrieden, mit dem, was sie ist. Man kann sich mit jeder von ihnen ein bisschen identifizieren.“

Zur Veranstaltung: Meet me in Moskau (Uraufführung), 20. Oktober

© Jesko Döring

Puppentheater

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