Puppentheater: Neuinszenierung des Schimmelreiters

Ehrgeiz und Zielstrebigkeit, das sind die Eigenschaften die Hauke Haien seinen innovativen Deich bauen lassen. In diesem Punkt sind sich der Protagonist des „Schimmelreiters“ und Regisseur und Puppenspieler Leonhard Schubert ähnlich. Warum auch nicht, es ist bereits Schuberts dritte Regie am Puppentheater, seine Kollegen hat er schon in „Das blaue Licht“ und in „Die drei Räuber“ über die Bühne gescheucht. Pardon, Leonhard ist als Regisseur nicht der Diktator, der keine anderen Meinungen zulässt. Er ist der, der sich inspirieren lässt, der Nachdenkliche. Seinen Kollegen lässt er die künstlerische Freiheit, Ideen vorzuschlagen. „Auch wenn ich die Idee nicht verwirkliche, inspiriert sie mich zu neuen Herangehensweisen.“

Die Faszination Hauke Haien

Interesse an der Regiearbeit hat er schon während seines zeitgenössischen Puppenkunst-Studiums gefunden, als er eine Kommilitonin bei ihrer Abschlussarbeit unterstützte. Bei seinem dritten Stück ist Hauke die Figur, die den Jungregisseur besonders in seinen Bann gezogen hat. Ihn fasziniert vor allem, dass es Hauke nicht gelingt, sein Ego zu überwinden. „Sein größter Fehler ist es, dass er es nicht schafft, die Leute abzuholen und mitzunehmen“, meint Leonhard. Anders als bei der ursprünglichen Novelle wird der Sturm, der über Hauke und die Dorfbewohner hereinbricht, bei ihm personifiziert. Heißt: Alle fünf Spieler, die an der Produktion beteiligt sind, lassen nicht nur die Geschichte um Hauke mit Treibgutpuppen lebendig werden, sondern sind auch Erzähler.

Vom Scheitern im "Schimmelreiter"

Der „Schimmelreiter“ provoziert gerade dazu, die Schuld für das Unglück bei Hauke und seinen Entscheidungen zu suchen. Die Schuldfrage hatte den Jungregisseur in seinem ersten Solostück „Das blaue Licht“ schon interessiert und auch bei seiner neuen Inszenierung kommt er zum gleichen Ergebnis, sehr diplomatisch: „Visionäre können auch an ihrer Umgebung scheitern“ Sowohl Dorfbewohner als auch Hauke sind an dem Unglück schuld. Es gibt also keine Figur in dem Stück, welche nur das Gute oder Böse verkörpert. Ein Sinnbild für unsere Gesellschaft.

Zur Veranstaltung: Schimmelreiter, 9./10. Mai