Eine Stadt ist in Aufruhr bei Roscha Säidows Neuinszenierung von "M - eine Stadt sucht einen Mörder"

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© Jesko Döring

Puppentheater kann mehr als nur die Umsetzung eines literarischen Stoffes mit Puppen auf der Bühne sein. Ja, sogar ein Livehörspiel, das sich dessen Mittel bedient. Das funktioniert, wie uns die gelungene Umsetzung von Walter Moers „Wilde Reise“ am Puppentheater in der vergangenen Spielzeit bewiesen hat. Nun setzt die Berliner Regisseurin und Autorin Roscha A. Säidow mit ihrer interdisziplinären Inszenierung von Fritz Langs Kinoklassiker „M  – eine Stadt sucht einen Mörder“ noch eine Schippe drauf.

Säidow agiert als Regisseurin, Autorin und Komponistin

Die 30-Jährige steht für junges, experimentelles Theater. Sie ist ein Allroundtalent, als freie Regisseurin und gemeinsam mit der freien Berliner Puppen- und Figurentheaterkollektiv „Retrofuturisten“ bundesweit und auch international unterwegs. Für die Inszenierung von Langs Klassiker hat sie die Bühnenfassung frei nach dessen Motiven geschrieben und dafür gemeinsam mit dem Musikproduzenten Andreas Böhmer zusätzlich Songs komponiert. Die sind in verschiedenen Genres angesiedelt, mal poppig, mal Chanson, mal jazzlastig, sehr formenreich und bilden einen Kontrast zur grotesken, überzeichneten Welt von M. – eben wie eine Brechtsche Verfremdung. Säidow sucht den Austausch der Formen, verbindet mit Vorliebe Schau- und Puppenspiel. „Es reizt mich ein Gesamtkunstwerk zu komponieren“, sagt sie.

Gefeierte Vorlage von Fritz Lang

Wie Lang damals, vor mehr als 50 Jahren, als er mit „M. – eine Stadt sucht einen Mörder“ ein Ausrufezeichen in der deutschen Filmlandschaft setzte. Anstatt den spektakulären und aufwendigen Produktionen, wie dem „Ring der Niebelungen“ zu folgen, legte Lang Wert auf die Ausarbeitung der Psychologie seiner Figuren.  Die Geschichte war simpel, aber mitreißend: Kinder verschwinden in M., ein unbekannter Triebtäter versetzt die Bevölkerung in Aufruhr, was noch mehr durch Pressemeldungen und Fahnungsplakate verstärkt wird.

Rasante Rollenwechsel

Bei Säidows Inszenierung ist der Zuschauer trotzdem kein Gefangener der Kindesthematik. Es ist der aktuelle Bezug zur Gegenwart, der reizvoll wird. Ein Mob hetzt gegen eine Person, bleibt viel Raum zur Interpretation. Inmitten dieses Szenarios wechselt das sechsköpfige Ensemble rasant zwischen über 30 Figuren, „wie ein Fluss, der losgeht“. Mal ist es Schauspiel, mal stehen die Puppen im Mittelpunkt. Die sind aus Fundstücken zusammengesetzt, mal riesengroß, mal minimalistisch, reichen von Hand- bis Tischfigur und Marionette.

Zur Veranstaltung: Premiere "M- eine Stadt sucht einen Mörder", 1.4., weitere Termine

© Jesko Döring

Puppentheater

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