Wagner scheppert im Orkus bei der Siegfried-Inszenierung vom Puppentheater

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© Kathrin Singer

Es wirkt fast wie Ironie, dass das größte Nationalepos der Deutschen ausgerechnet vom Untergang einer Nation erzählt. Was von dem blutrünstigen Gemetzel um den Unbesiegbaren stets präsent ist, sind Klischees: große Oper, Helden, pathetische Bilder. Puppenspieler Florian Kräuter, der seine erste Inszenierung in Magdeburg abliefert, nähert sich der germanischen Sage mit Handpuppen. Nicht weil er mit den klassischen Kasperlfiguren ein naheliegendes Hau-Drauf-Theater bedienen will, sondern um die heroischen Geschichten rund um den Drachentöter größtmöglich zu brechen. Lustig dürfe es trotzdem werden, aber das stehe nicht im Vordergrund, sagt Kräuter, der die Geschichte vom Lokus aus erzählen lässt. Dort sitzt Alberich, Hüter des Nibelungenschatzes, ein cholerisch-vergnatzter Greis, wahrscheinlich seit 800 Jahren, schwadroniert über die einstigen Heldentaten und wartet auf Erlösung, während Wagnerklänge aus dem Orkus scheppern. Wobei den jungen Puppenspieler besonders die Entzauberung des Heldenmythos interessiert. Wozu werden Helden geschaffen und benutzt, hat Siegfried den Drachen wirklich getötet oder – und damit nähert er sich sehr dem Heute - ist das nur eine Erfindung auf der Suche nach jemandem, der Probleme zwar auch nicht lösen kann, einem aber zumindest ein gutes Gefühl vermittelt.

Mit im Boot sind seine ehemaligen Kommilitonen Freda Winter, Lennart Morgenstern und Leonhard Schubert. Für die genau gezeichneten Puppencharakterköpfe konnte wieder Janusz Debinski gewonnen werden, der schon die filigranen Figuren für die Inszenierung „Das blaue Licht“ gestaltete. Hier übrigens saß Leonhard Schubert auf dem Regiestuhl und inszenierte seinen Kollegen Florian Kräuter.

Zur Veranstaltung: Siegfried, Premiere am 28. Oktober, 20 Uhr

© Jesko Döring

Puppentheater

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