Osteuropäisches Theaterfestival feiert Premiere

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© Olga Zakrevska

Der Blick nach Osten fasziniert seit Jahrzehnten. Schon Ende der 1990er öffnete Wolf Bunge den Horizont bei seiner „Osterweiterung“ in Richtung Bulgarien, Jan Jochymski ließ im Spektakel „Ost Ost Ost“ eine polnische Dramatikerin ihre Sicht auf die deutsche Wende schildern. Jetzt also die Ukraine. Neu ist die Konsequenz, mit der Schauspieldirektorin Cornelia Crombholz das medial in den Hintergrund geratene Thema Ukraine anpackt. Um die brennenden Themen des Grenzlandes zwischen Russland und dem europäischen Westen ungefiltert zu erzählen, hat sie während zahlreicher Reisen in das Land nicht nur junge ukrainische Autoren gesichtet, sondern für das Festival im Schauspielhaus auch ukrainische Regisseure der jüngeren Generation eingeladen, mit dem Magdeburger Ensemble zu arbeiten. Drei Inszenierungen sind das Kernstück des Festivals, darunter eine Uraufführung und zwei Deutschsprachige Erstaufführungen. Sie geben Einblick in die gegenwärtige Theater- und Kulturszene der Ukraine. Das jahrelange Tabu-Thema Tschernobyl ist Gegenstand des Stückes „Am Anfang und am Ende aller Zeiten“ von Pavlo Arie, während sich „Die Frauen und der Scharfschütze“ von Tetjana Kyzenko mit den Auswirkungen des Kriegs auf den Alltag der Menschen befasst. Natalia Vorozhbyts „Der Wij“ nach Gogol erzählt den ukrainischen Mythos über den Wij neu.

Musikalisches Highlight: Dakh Daughters

Das Rahmenprogramm des Festivals ist gespickt mit zahlreichen Gastspielen, Lesungen, Parties und Konzerten, darunter das der Performance-Band „Dakh Daughters“. Die sieben Damen, die im Dezember 2013 vor den Augen der bewaffneten ukrainischen Miliz auf den Barrikaden des Euro-Maidan auftraten, bezeichnen sich selbst als „musikalisch-theatrales Freak-Kabarett“. Mit zwei Produktionen gastiert das „dokumentartheater berlin“ unter der künstlerischen Leitung von Marina Schubarth. Schubarth, selbst aus der Ukraine stammend, sorgte in Magdeburg bereits 2011 für die Choreografie in Cornelia Crombholz viel beachteter Operninszenierung „Jenufa“. Jetzt zeigt sie mit ihrem Ensemble u. a. „Holodomor“, ein Stück über die größte, von Stalin organisierte Hungersnot in der Ukraine. Schubarth, die durch ihren Einsatz für Zwangsarbeiter aus dem Osten bekannt geworden ist und die erschütternde Geschichte der Ukraine  in einem Vortrag erzählen wird, lobt die außerordentliche Möglichkeit des direkten Austausches. „Dass wir in der Ukraine eine Krise haben, ist falsch. Das Land befindet sich nach wie vor im Krieg. Nicht Krieg, nicht Politik schaffen es, den Frieden zu festigen. Lasst uns miteinander reden, wir sind für euch da.“ 

Zur Veranstaltung: Wilder Osten. Ereignis Ukraine. Ein Theaterfestival, 19. bis 22. 5.

© Engelhardt

Schauspielhaus/Theater Magdeburg

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