Podcast Beste Freundinnen: „Wir sagen die ungeschönte Wahrheit!“

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© Eyecandy

Sie sind die Ausnahme in der Männerwelt. Seit 2015 plaudern Max und Jakob offen über Liebe, Leid und Leben auf ihrem Podcast „Beste Freundinnen“. Sie scheuen sich nicht, intime Dinge zu erzählen, reflektieren vergangene Fehltritte und beziehen dabei immer wieder ihre Hörer ein. Da trifft Beziehungsmensch auf ehemaligen Draufgänger oder wie es die Jungs in ihrem Podcast definiert haben den „Seelenficker“. Das sind Männer, die sich durch verliebte Frauen Selbstbestätigung verschaffen. Die Ehrlichkeit der Jungs kommt so gut bei den Hörern an, dass der Podcast mittlerweile pro Folge über 200.000 vor allem weibliche Hörer hat und zu den Top-Podcasts in Deutschland gehört. Nun bringen sie neben ihrem regelmäßigen Podcast „Beste Freundinnen“ bereits ihr zweites Buch „Kann ich nicht sagen, muss ich nackt sehen“ heraus. Das ist noch intimer und reifer als der Vorgänger. Mittlerweile ist Jakob ungewollt Vater geworden und auch das wird thematisiert. Damit sind die Jungs nun erstmals auf den Bühnen Deutschlands unterwegs und verbinden Lesung und Podcast miteinander.

Habt ihr Geheimnisse voreinander?

Max: Erschreckender Weise gibt es kein Thema über das wir nicht miteinander gesprochen haben. Wir haben alles aufgedeckt, was uns gegenseitig beschäftigt.

Jakob: (lachend) Ich hab mit ihm noch nicht darüber gesprochen, dass ich seine Mutter sexuell attraktiv finde ….

Jetzt kommt es heraus!

Max: Die schlittert gerade hart auf die 80 zu...

Wie lange kennt ihr euch schon?

Jakob: 12 Jahre.

Jakob, wer kennt dich besser, Max oder deine Freundin?

Jakob: Max und ich haben verschiedene Lebensphasen durchlaufen und jeder hat ein kompletteres Bild des anderen. Das heißt: wir kennen das alte, das mittlere und das aktuelle. Es ist zum Beispiel ein Unterschied, ob man jemanden kennenlernt bevor er berufstätig ist. Dadurch hab ich einen anderen Blick auf Max.

Was war das erste, was ihr bei eurem ersten Treffen gedacht habt?

Jakob: Max hatte damals schon ein Boot. Ich habe gedacht, er wäre ein arroganter Pisser. Irgendwann haben wir uns entschlossen, einen Roadtrip zusammen zu machen, weil kein anderer Bock hatte. Auf diesem Roadtrip haben wir uns zum ersten Mal gestritten und angefreundet und diese Freundschaft ist bis heute geblieben.

Max: Jakob hat mich schon häufig ins kalte Wasser geschmissen. Auch beim Podcast war ich am Anfang sein Ausfrageopfer. Das hat sich zum Glück gewandelt.

Du hast bisher noch keine großen Berührungspunkte mit den Medien gehabt, wie hat dich Jakob überzeugt?

Max: Genau, ich war Erzieher und habe mich zu der Zeit stark für Podcasts interessiert. So sind wir zueinander gekommen und haben gesagt: Lass uns doch mal einen Podcast machen.

Warum habt ihr so viele weibliche Hörer?

Jakob: Frauen erleben selten, wie sich Männer offen über ihr Inneres miteinander unterhalten. Vielen Männern fällt es generell schwer, diese Gedanken mit jemandem zu teilen. Durch uns bekommen die Frauen Einblicke in die Gedankenwelt von Männern, die ihnen sonst nicht gewährt werden.

Da will Frau bestimmt mitdiskutieren.

Jakob: Richtig. Wir haben schon mehr als zehntausend Nachrichten bekommen.

Die Versuchung ist groß, euch als Frau Fragen zu der Männerwelt zu stellen.

Jakob: Überraschenderweise sind wir auch mal die ersten, mit denen Kontakt aufgenommen wird, wenn es um solche Probleme geht. Dann wird nicht die beste Freundin gefragt, sondern die „Besten Freundinnen“. Mir ist zum Beispiel im Gedächtnis geblieben, dass eine Frau zehn Jahre mit ihrem Mann verheiratet war. Nur sie wusste, dass das vierjährige Kind von ihrer Affäre war. Das war natürlich ein Schock für alle Beteiligten.

Max: Mir ist eine Hörermail im Gedächtnis geblieben, in der sich eine Frau über ihre entstellten Brüste Gedanken gemacht hat. Von uns wollte sie wissen, wie Männer darauf reagieren würden.

Ein heikles Thema!

Max: Wir haben lange überlegt, was wir in unserem Podcast antworten. Uns war es wichtig Authentizität zu wahren. Das macht uns aus! Wir sagen die ungeschönte Wahrheit. Wir sagen das, was die beste Freundin in dem Fall nicht sagen würde.

Jakob: Die nackte Wahrheit ist das wichtigste. Wir sind nicht Dr. Sommer, der versucht jedem ein gutes Gefühl zu vermitteln. Natürlich muss man den Respekt vor dem anderen Individuum wahren. Was heißt allerdings nicht, dass wir nicht offen sagen, dass Brüste, die wie eine eins stehen einfach attraktiver als entstellte Brüste sind. Das ist die physische Ebene. Natürlich gibt es noch weitere Ebenen, die eine Frau attraktiv machen. Die kommen in dem Zusammenhang auch zur Sprache.

Max: Wir sind uns der Verantwortung bewusst. Wir schauen immer wieder, dass bestimmte Mails sensibler behandelt werden. Traumatische Mails beantworten wir auch mal privat und nicht im Podcast.

Wie könnt ihr euch das Vertrauen eurer Hörer erklären?

Jakob: Das sind keine Hörer, die keine Freunde haben. Unsere Hörer teilen mit uns ihre Geschichten, weil wir es auch tun. Wir machen uns verletzlich.

Was war bisher die beliebteste Episode von „Beste Freundinnen“? War das der Seelenficker?

Jakob: Ja, tatsächlich! Das ist so eine Begrifflichkeit, die wir eingeführt und geprägt haben. Viele Menschen erkennen sich darin wieder und nutzen sie. Die Freundschaft zwischen Mann und Frau ist außerdem immer wieder ein beliebtes Thema.

Max: Rituale vor dem ersten Date hat mir zum Beispiel richtig gut gefallen. Jakob und ich hatten viel Spaß. Das ist unser Maß für eine gute Folge. Das muss allerdings nicht immer gut bei den Zuschauern ankommen.

Jetzt gibt es auch noch „Beste Vaterfreuden“!

Max: Wir haben gemerkt, dass „Beste Freundinnen“ nicht gerade den Platz bietet für diese Kindergeschichten, die extrem langweilig sind und keiner hören will. Wir wollten diesem Teil aus unserem Leben Raum geben und haben uns dafür entschieden „outzusourcen“.

Gibt es Grenzen, die ihr bei eurem „Beste Freundinnen“ nicht überschreiten würdet?

Max: Ich bin schon seit Beginn des Podcastes in einer Beziehung und versuche daher den Schutzraum um meine Freundin größer zu halten. Ich bin bei allem, was mich allein betrifft hemmungslos. Damit geht sie auch konform. Natürlich gibt es Fallstricke. Einmal hat mich Jakob gefragt, ob wir nach der Schwangerschaft Sex hatten. Ich habe die Frage locker mit „ja“ beantwortet. Das hat Zuhause zu kurzen Diskussionen geführt, aber sie ist mit dem Podcast gewachsen und ist weitaus offener geworden.

Jakob: Ich habe mir irgendwann Gedanken gemacht, was ich in die Welt bringen möchte. Das Authentische hat mir in den Medien immer gefehlt. Also habe ich mir gedacht, das muss ich selber tun, wenn ich das von anderen verlange. Radikal und Ehrlich zu sein tut zwar manchmal meiner Freundin und mir weh, aber das muss sein. Es ist wie ein Segelboot, mit dem man auf das offene Meer hinaus fährt und es dann anzündet und guckt ob man Schwimmwesten dabei hat.

Eine Grenze gibt es bei dir also nicht, Jakob?

Jakob: Nee, die muss in jedem Podcast neu definiert werden. Ich möchte nicht sagen: Das ist meine Grenze und das ist der Schutzraum, den ich gewahrt haben will. Warum hat man denn Schutzräume? Warum erzählt man bestimmte Sachen nicht. Man erzählt bestimmte Sachen bestimmt nicht, weil man von anderen Menschen in einer bestimmten Weise wahrgenommen werden will. Wenn das Bedürfnis weg ist, kann man endlich frei sein. Das will ich erreichen.

Zur Veranstaltung: Beste Freundinnen, 28.2.

© Engelhardt

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