Sarah Kuttner: „Ich hab‘ kein so dickes Fell, wie die Leute glauben“

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© Erik Weiss

Dein Buch "180° Meer" und der ernsthaftere Tenor haben mich bewegt und über das eigene Leben reflektieren lassen. Wie zufrieden bist du mit deinem Leben momentan? Grundsätzlich ist mein Leben gerade sehr in Ordnung.

© S. Fischer Verlag

Wann hast du es zuletzt infrage gestellt oder nimmst du alles so wie es kommt? Ich hab' keinen Leidensdruck, der dafür sorgt, dass ich denke, ich muss alles umschmeißen. Ich bin in einer beruflich privilegierten Position, im Sommer habe ich zum Beispiel oft frei und auch sonst mag ich mein Leben.

Hilft dir das Schreiben beim Umgang mit deinen Problemen, ähnlich wie bei einem Tagebuch? Nein, es ist kein Mir-von-der-Seele-Schreiben. Viel von mir fließt in das Buch, aber das Konkrete aus meinem Leben halte ich heraus.

Bedenken gehabt, dass ein ersthafteres Buch nicht gut ankommt? Nein, ich finde, je düsterer die Bücher sind, desto besser. Außerdem ist es gleichermaßen leichtfüßig und unterhaltsam. Aber, auch, wenn es sich diesmal auch um den Tod dreht, muss der Leser da durch, denn ganz ohne Konflikte sind meine Bücher nie.

An welches Genre traust du dich nicht heran, bewunderst aber andere Autoren dafür? Ich lese ja gerne Thriller mit Hang zum Übernatürlichem. Aber dazu braucht man einen guten logischen Aufbau und das würde mich überfordern.

Deine Bücher sind Gegenwartsliteratur - wie schwer ist es aktuell, nicht politisch zu werden? Ich bin wenig politisch in der Öffentlichkeit, daher ist es überhaupt kein Problem für mich und so eine leichte Alltagspolitik, im Sinne einer kulturellen/emotionalen Meinung, ist ja in den Büchern enthalten.

Welche Romanideen spuken derzeit in deinem Kopf herum? Keine. Im Durchschnitt schreib ich alle vier Jahre ein Buch, aber meistens hab ich das Gefühl, das war jetzt das letzte Buch. Spontan reizt mich dann aber meist doch wieder ein Thema.

Du hast ja keine aktuellen Formate als Moderatorin. Gibt es keinen finanziellen Druck oder Druck vom Verlag? Nein, in all den Jahren lernt man, wie eine Omi das Geld zusammenzuhalten, daher hab ich keinen finanziellen Druck. Außerdem ist das Bücher Schreiben für mich nur ein professionelles Hobby, daher denk ich eher darüber nach, was ich als nächstes im Fernsehen machen will. Jetzt steht erstmal die Lesetour an.

Geht "Kuttner plus 2" weiter? Nein.

Bei unserem letzten Interview 2009 hast du dich negativ über Facebook geäußert und hattest auch kein Profil. Inzwischen folgen dir 150.000 Fans, du wurdest aber zuletzt auch mit Shitstorms konfrontiert. Inwieweit beschäftigen dich Kommentare? Ich hab' kein so dickes Fell, wie die Leute immer glauben oder ich die Leute vielleicht glauben lasse. Mich kriegt Kritik, mich überfordert es, wenn Leute voller Hass sind! Aber, wenn es zuviel wird, lese ich es nicht mehr und versuche es zu ignorieren. Man sollte meinen, dass ich nach 15 Jahren im Geschäft besser mit blöder Kritik umgehen können müsste, aber es ist leider nicht so. Und jeder, der behauptet, dass es ihm egal ist, dem glaub ich nicht!

Bist du jetzt vorsichtiger mit deinen Posts? Nein. Erstens gibt es keinen Grund dafür und zweitens hätten dann die Idioten gewonnen.

Was tust du dagegen nicht like-süchtig zu werden? Ich gucke danach, es hält sich aber im Rahmen. Ich bin aber kein Selfie-Typ, ich hab keine Lust auf die Eitelkeit, die ich dann an den Tag legen würde.

Sarah Kuttner "180°Meer"-Tour, 25. Oktober, Moritzhof

© Engelhardt

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