Gloria: "Wir wollten, weil wir so viel Spaß daran hatten, die Musik konservieren."

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© Erik Weiss

Eine unbekannte Band mit zwei bekannten Gesichtern - Klaas Heufer-Umlauf und Mark Tavassol sind Gloria. Der eine ist durch klamaukige Unterhaltungssendungen mit Kumpel und Geschäftspartner Joko Winterscheidt bekannt geworden, der andere hat eine erfolgreiche Karriere mit seiner Popband Wir sind Helden bereits hinter sich. Ihre Band Gloria ist anders, es ist ein Eintauchen in eine tragende, melancholische Musik mit Nachhaltigkeitseffekt. Popmusik, die bewegt und gleichzeitig unterhält. Die Texte ihres zweiten Albums "Geister" fesseln, doch sie liefern keine Parolen, sie stiften Gedanken. Ein besonderes Projekt, bei dem Klaas' Stimme live im Moritzhof sicher noch mehr fesseln wird.


Klaas – Platz 9 beim BuviSoCo – wie groß war zwischen den erfahreneren Musikern das Lampenfieber?

K: Es ist toll, wenn man Teil von so einer großen Sache ist und nur 3 1/2 Minuten hat. Die Chance irgendwas wieder richtig zu machen, ist da recht gering. Aber man sollte sich eher Sorgen machen, wenn man gar nicht mehr nervös ist, dann passieren Fehler. Im Theater nennt man so etwas unterspannt.

Ihr macht seit fünf Jahren Musik. Wann war der Punkt, wo ihr gedacht habt, jetzt muss es an die Öffentlichkeit?

K: Das war dabei nicht der erste Gedanke. Wir wollten, weil wir so viel Spaß daran hatten, die Musik konservieren. Daher war der nächste Schritt, eine Platte aufzunehmen und eine Band zu gründen. Dann mussten wir erstmal gucken auf welchem Handy wir welchen Song gespeichert hatten. Blöderweise haben wir im Studio von Mark gesessen und die Aufnahmemöglichkeiten nicht genutzt, sondern nur die Sprachmemofunktion vom Handy.

Klaas, sonst kennt man dich als Spaßvogel. Inwieweit ist es ein Bedürfnis für dich, mit deinen Songs was Seriöses zu hinterlassen?

K: Ich kann die Wahrnehmung nicht teilen. Ich hab immer probiert, in unserer Sendung Kultur anzubieten, gesellschaftlich-relevante Spitzen zu setzen und im kleinen Kreis Politik zu machen. Ich war verwundert, dass ich offensichtlich als Blödelkomiker in diesem Land einen Fußabdruck hinterlassen habe in den letzten Jahren. Für mich war es eine lineare Weiterentwicklung dessen, was ich sowieso gemacht hab.

Auf dem Album wird man von „Geistern“ gejagt. An welchen Stellen im Leben habt ihr gedacht, habe ich die richtige Abzweigung gewählt?

M: Ich hatte das, als ich mich als Zivi gegen das Musik machen entschieden habe und für das Studium. Da wusste ich noch nicht, dass ich nach dem Studium tatsächlich Berufsmusiker werden würde.

K: Bevor ich zu MTV kam, wollten die mich bei VIVA nicht gehen lassen und haben mir den Übertritt verboten, obwohl das eine Firma war. Dann hab ich in einer kühnen Entscheidung dort gekündigt. Einen Tag später kam der Anruf, dass mich MTV wieder einstellen würde, bevor ich da gar nicht mehr bin. Die Trotzhaltung hätte auch nach hinten losgehen können.

Aber die „Circus Halligalli“-Vorgänger wie „MTV Home“ oder „Neo Paradise“ wurden eingestellt.

K: Nein, wir haben alle unsere Sendungen selbstständig eingestellt. Wir sind bei MTV weg, weil die Auftragslage nicht klar war, beim ZDF hätten wir bis heute was machen können. Und „Circus Halligalli“ läuft ja noch.

Hast du das Gefühl, in der Fernsehlandschaft deinen Platz gefunden zu haben?

K: Mit einer Sendung, wie wir sie machen, kann man nichts sagen. Man darf nie aufhören sie zu entwickeln. Das liegt aber in der Natur dieses Konzeptes. Und Fernsehen unterliegt immer einem Wandel. Es sei denn, man macht es sich bei RTL Extra gemütlich, moderiert 20 Jahre Beiträge und analysiert, ob im Sommer die Uhr vor oder zurückgestellt wird.

Also immer umtriebig sein.

K: Ja, das sagte schon Gunther Gabriel „Man muss den Arsch immer in Bewegung halten, damit die Knete stimmt“.

„Grönland“ ist das Label von Herbert Grönemeyer. Eure Beziehung zum Chef?

M: Er ist wie ein Vater für uns. Er lädt uns Weihnachten zum Essen ein und erzählt aus seinem bewegten Leben. Er hat Geschichten, die ich nicht verraten darf, über Hans und Schranz aus dem Musikbusiness. Dann fallen Namen und brisante Informationen, und wir sitzen schon unterm Tisch bevor wir die Suppe ausgelöffelt haben.

Wie schreibt ihr am besten und wann?

M: Wir brauchen keine Freiräume, in denen wir uns mit Akustikgitarre, Mond- und Sonnenschein gleichzeitig und Vogelgezwitscher an einen See setzen bis uns eine Idee kommt. Wir treffen uns und arbeiten.

K: Es gibt den Satz, „Die Muse klopft nur an deine Tür, wenn sie durch das Fenster schon gesehen hat, dass da jemand arbeite.“ Das hat mir mein alter Freund Picasso erzählt.    

Was habt ihr für Erwartungen an Magdeburg?

K: Ich hab' gute Erwartungen. Ich hab den Eindruck, dass dort direkt sehr gute Stimmung sein wird. Ich bin ja Norddeutscher und die Leute gucken einen die ganze Zeit mit versteinertem Gesicht an und wenn man fragt wie es war, sagen sie, das war der schönste Tag meines Lebens. Das ist norddeutsche Euphorie und das wird bei euch in Magdeburg anders sein.

M: Meine Erwartung ist folgende, meine Eltern hatten sich vor zwei Jahrzehnten in der Garage eine Bar eingerichtet und ich habe als junger Mensch heimlich deren Restgetränke geleert. Ein Getränk hieß "Magdeburger halb & halb" (Feinbitterlikör) und wenn es das noch gibt, dann bin ich auf jeden Fall am Start. (lacht

Zur Veranstaltung: Gloria

© Engelhardt

Kulturzentrum Moritzhof

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