Die Kraft der Fantasie

Wie verreist man, wenn man nicht reisen kann? Jakob Heins neuer Roman erzählt von einem Hypnotiseur, der seine Klienten in die Ferne entführt.

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© Susanne Schleyer

Ein Dorf irgendwo im unteren Odertal. Bis schillerndste Gerüchte Unruhe in die beschauliche Ruhe des Dorflebens bringen. Eine Sekte sei am Entstehen, vom Bauernhaus aus würden Westreisen organisiert. Tatsächlich hat der dort wohnende Micha eine besondere Gabe: Er kann Menschen hypnotisieren und ihnen so ihren Traum von Frankreich oder Kalifornien erfüllen. So wie Anika, die von einer Reise nach Paris träumt und dort auf Alain Delon trifft. Allerdings stößt Micha selbst ständig an die Grenzen der realen Welt. Und natürlich wird sein Unternehmen für Reisen im Kopf, das sogar der countrymusiksüchtige LPG-Vorsitzende aufsucht, von der Stasi argwöhnisch beäugt.

Jakob Hein hat die Geschichte der aus der Not geschöpften Geschäftsidee in den 1980er Jahren der DDR angesiedelt, denn damals war diese Sehnsucht nach der Ferne ungleich größer, weil unerfüllbarer als heute: Viel größer, als man sich das heute vorstellen könnte. Aber doch ist ihr Kern ohne weiteres ins Hier und Heute zu übertragen, denn Gründe, warum man nicht mehr so viel reisen kann – Gebrechlichkeit, Geld & Gelegenheit, um nur ein paar zu nennen – gibt es mannigfaltig. Nicht zuletzt kennt sich Hein mit Seelenpein aus, schließlich ist der 52-jährige im Hauptberuf Psychiater.  Und schreiben tut er aus reiner Freude am Fabulieren. Das merkt man seinen Büchern an.

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