Gegen den Strom

Sie galt in der DDR als Femme fatale, vor allem aber war sie eine moderne, selbstbestimmte Frau, die nach Emanzipation gestrebt hat. Die Schriftstellerin Brigitte Reimann, die in diesem Jahr 90 Jahre alt geworden wäre, war eine Frau, die sich einmischen wollte. Wie schwierig die Gratwanderung zwischen individuellem Eifer, eigenen Überzeugungen und politischen Gängelungen ist, beschreibt Carsten Gansel in Reimanns Biografie „Ich bin so gierig nach Leben“. Die Autorin wird 1933 in Burg geboren und hat schon früh einen unbeherrschten Lesedrang. Als ihre Familie in den Nachkriegsjahren von Armut und Hunger beherrscht wird, beginnt sie Tagebuch zu schreiben und verfasst für die Schule kleine Theaterstücke, in denen sie Frauen zu Hauptfiguren macht. Mit Kinderlähmung im Krankenhaus trifft sie 1947 die Lebensentscheidung Schriftstellerin zu werden. Mitgerissen von der Idee, eine menschenfreundliche und gerechte Gesellschaft zu gestalten, nimmt sie den Sozialismus beim Wort. Doch dabei verunglücken ihre Ideale immer wieder an der Wirklichkeit. Carsten Gansel liefert eine Neubewertung ihres Lebens in seinen Höhen und Tiefen und hat dafür nicht veröffentlichte Reimann-Texte, bisher unbekanntes Archivmaterial und zahlreiche Interviews mit Weggefährten miteinbezogen. Gezeigt wird auch der Film „Sonntag, den … Briefe aus einer Stadt“, dessen Originalkopie in den 1980er Jahren vernichtet wurde. Darin schildert die Schriftstellerin ihre Impressionen über die Stadt Neubrandenburg, die ihr zur neuen Heimat wurde.

Gespräch mit Paul Werner Wagner und Prof. Dr. Carsten Gansel zu Brigitte Reimann“ am 13. November, 18 Uhr