Intelligenter Indie-Pop: Das Paradies singt von "Goldener Zukunft"

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©Marco Sensche

„Ich bin das Schlimmste, was Euch passieren kann … ich bin nur der Schimmer eines Irgendwann“. Schon die ersten Zeilen dieses Albums lassen erahnen: Das Paradies ist eine Wohlfühloase der dritten Art, Feelgood-Musik in schlau. Unser aller goldene Zukunft sieht aktuell vermutlich kaum jemand. Sievers macht dieses Lied trotzdem zum Titelstück seines Debüts. Und es entpuppt sich als kluge Gegenwartsbeschreibung. „Wie gut kann eine Zukunft sein, deren einziges Attribut ist, dass man weiß, dass sie aus Gold ist? Im Nachhinein finde ich an dem Titel spannend, dass er etwas Ambivalentes nicht ausschließt.“, betrachtet Sievers die Titelwahl differenzierter im Interview. Sein Album – ein Geniestreich zwischen Zynismus und Menschenliebe. Mancher kennt Sievers als Teil des Leipziger Popduos Talking to Turtles. Als ‚Das Paradies‘ schreibt und singt er das erste Mal auf deutsch, und das so beeindruckend leicht, als hätte er sein Leben lang nichts anderes gemacht. Seine Beobachtungen und die daraus resultierenden Phrasen sind wunderbar ausgereift. „Ich rauche, rauche, rauche, nur wenn ich schlafe nicht, keine Sucht, nur eine Weise, auf die meine Zeit zerbricht“ (Die Giraffe streckt sich), ist einer dieser typischen, tiefenentspannten Sievers-Sätze. Das Paradies zweifelt grundsätzlich an jeder Position. Ist das richtige Wort gefunden, lässt er es wieder ziehen. Pop als Zen-Meditation in einer Welt, in der die Menschen wieder in ihren Standpunkten verhärten. „Das Universum weiß auch nicht, wie ihm gerade so ist. Das mit uns allen, war doch gar nicht so ernst gemeint.“ Ein Album, das uns mit diesen Zeilen entlässt, kann eine Befreiung von der Paranoia sein oder ein Plädoyer für die Entspannung oder beides.

Zur Veranstaltung  Das Paradies, 27. Oktober

© Engelhardt

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