Rapper Marteria auf "Roswell-Tour" - persönlich und politisch

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© Paul Ripke

#antiMarteria – was verbirgt sich dahinter, fragten sich im Mai letzten Jahres die Rapfans. „Antimarteria“ ist der Titel des Films, den der Rostocker in Kapstadt visualisiert hat. Darin nimmt er uns mit in eine Welt aus Town­ships und Trailerparks, weit raus ins Universum und wieder zurück. Mittendrin: Marteria und das mysteriöse Elfenbeinpulver. In Nebenrollen: Aliens, Superhelden und klasse Schauspieler. „Es fing damit an, dass ich mir Gedanken gemacht habe, wie die Musikvideos für mein Album aussehen könnten. Es gibt darauf einen Song namens „Elfenbein“. Auf einmal hatte ich diese Idee im Kopf von einem Stamm, der Elfenbeinzähne hat und dafür gejagt wird, weil daraus das krasseste Koks der Welt gemacht wird. Das klingt zwar sehr märchenhaft, ist gleichzeitig aber ziemlich realistisch. So zieht er am Ende des Movies Resümee „Das ganze Universum steckt in jedem von uns. Wir sind der Hass, die Armut und die fette Party. Wir sind der heilige Krieg, das Finale der Champions League.“ Der Film ist ein bombastisches Bewegtbildspektakel. Er reißt mit, verstört, regt zum Nachdenken an, und veranschaulicht die Motive und Grundgedanken seines Albums.

Auch „Roswell” verströmt die Unruhe und den Ungehorsam, nach dem diese Zeit verlangt. Die Platte ist laut und voller Energie, persönlich und politisch, unbequem und unverschämt eingängig. Ein perfektes Beispiel dafür ist die erste Single „Aliens”, eine Ode an alle Außenseiter. Die Musik ist in jedem Sinne groß, große Beats für die große Bühne, mit einer Hook von Teutilla alias Arnim von den Beatsteaks: „Wir sind gottverwandte Aliens!” “Aus Area 51 wird Marteria 51, aus Roswell wird Rostock. „Wie immer sind die Lieder das Resultat einer zweijährigen Reise. So spricht Marteria offen über seinen Bruch mit dem Alkohol und dem Nachtleben („Tauchstation”), zu dem ihn ein akutes Nierenversagen zwang. Er besingt augenzwinkernd sein gespaltenes Verhältnis zu Materiellem („Das Geld muss weg”) und plädiert entschlossen für Empathie und Toleranz („Links”). Er reist zurück in seine Vergangenheit in Rostock (“Große Brüder”) oder New York („Skyline mit zwei Türmen”). Das Gefühl größtmöglicher Freiheit trifft auf eine Realität, in der diese komplett ausgelöscht wurde. Marteria weiß, dass er das Glück hatte, auf der hellen Seite dieser Grenze zu stehen.

Vor elf Jahren tauchte Marteria aka Marten Laciny auf dem Radar wohlinformierter Musik-Connaisseure auf, maskiert als bekifftes Fabelwesen Marsimoto. Es folgten: fünf Alben. Mehrfach Platin. Radiohits wie „Lila Wolken” oder „Kids”. Kollabos von Campino bis Haftbefehl. Und zuletzt ein mit 30.000 Tickets ausverkauftes Ostseestadion in Rostock. Marteria hat Hip-Hop wieder cool gemacht und Sprache in diesem Land geprägt. Verbiegen musste er sich bei all dem nie. Er hat stattdessen einfach die Welt um sich herum verbogen. Laciny ist Rap-Superstar und doch irgendwie ein Typ wie du und ich. Das macht ihn und seine Texte glaubwürdiger als jeden Politiker. Das Tourfinale seiner „Roswell“-Tour feiert er bei uns und wer die sensationelle Show, die für gewöhnlich mit den berühmten „letzten 20 Sekunden“ in einer Mega-Party endet, nicht verpassen möchte, sollte sich mit dem Ticketkauf nicht allzu lange Zeit lassen.

Zur Veranstaltung: Marteria, „Roswell“-Tour, 24. März, kostenloser Film zum Album, www.antimarteria.com

© Engelhardt

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