Niels Frevert: "Da ist noch die Musik"

„Weil ich jeden Morgen auf Knien gebetet hab‘, dass es nur dauert.“ Wann bitte hat das letzte Mal jemand so großartig seine Schreibblockade und mühselige Suche nach Worten in eben jene und Szene gesetzt? „Ich suchte nach Worten für etwas, das nicht an der Straße der Worte lag“ ist auch gleichzeitig beredter Beweis dafür, wie sehr sich der Geschichtenerzähler Frevert mit seinem sechsten Album dem geneigten Hörer wieder geöffnet hat. Vielleicht mehr noch als man es bislang gewohnt war. Der ewige Kritikerliebling und vermeintliche Geheimtipp ist wieder dort, wo er hingehört, im Licht. Er hat sich und seine Kunst neu erfunden. Und das Ergebnis in Form dieses bemerkenswerten Albums ist einer der seltenen Glücksfälle. Es sind die einfachen Worte, die hier so grandios daherkommen. Sie wirken alles andere als erzwungen, sie fließen und es fällt leicht, sich mit ihnen zu identifizieren. Das ist trotz aller Erhabenheit, Moll und dunklem Glanz so weit weg von Larmoyanz und Küchenpsychologie, dass es einen erschaudern lässt. Da ist viel mehr Zuversicht als Klagen. Jeder, der Musik liebt und ihr Herz und Ohren öffnet, weiß, dass Musik Hilfe und bester Freund oder Freundin sein kann. Frevert fasst das in einem Satz zusammen. „Wenn dein Herz in Schutt und Asche liegt, ist da immer noch die Musik.“ Zack, mehr muss nicht. Außer vielleicht kraftvolle Gitarren und ein treibendes Schlagzeug und viel Platz für Bläser, Streicher und Synthies. „Putzlicht“ ist auch musikalisch ein äußerst abwechslungsreiches, kraftvolles und strahlendes Album. Das ist großartig und macht enorm viel Spaß mit all den tollen Melodien und herrlichen Harmonien. Und das trotz oder eben wegen des Wissens darum, das sich Freverts Texte und sein Gesang und seine Brillanz als Songwriter genug wären, auch ohne das ganze schöne opulente Lametta.

Zur Veranstaltung "Niels Frevert - Putzlich akustisch" am 13. Dezember im Moritzhof