Berlin Syndrome: „Wir wollen Melancholie produzieren."

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© Wenzel Oschington

Der Titel „Sweet Harm“ handelt von einem Date mit einer Frau. Und dass wir Frauen widersprüchlich sind, ist wohl kein Geheimnis. Genau das macht auch die Musik von Berlin Syndrome aus. Es geht um spannende Gegensätze, die das Leben mit sich bringt. Eine Reflektion unserer Zeit. Düster und doch herzlich schön zugleich („Lemonade“/„Voices“). Fröhlich und doch mit dem Gefühl der Einsamkeit. Stets hinterfragend („Hips“) und dabei doch tanzbar. „Wir wollen Melancholie produzieren. Songs, mit denen man sich therapieren kann.“, so Gitarrist Marcel Behrens.

© Velocitysounds

Vier Jahre nach der EP „All for the Good“, dem Preis vom SWM TalentVerstärker, und unzähligen Auftritten später, erscheint das erste Album von Berlin Syndrome. Eine scheinbar lange Zeit. Doch es ist nicht leicht, wenn man kein Major Label im Rücken hat. „So ein Album ist ein Großprojekt“, erklärt Bassist Mathias Wagner. „Die Songs mussten erst entstehen.“ Netzwerken stand auf der Tagesordnung und spielen, spielen, spielen! Das Geld für die Albumproduktion musste verdient werden. Durch Auftritte, ihre Jobs und Crowdfunding. Heute führt an der Schwarmfinanzierung durch Fans und Wegbegleiter wohl kein Weg vorbei. Besonders, wenn man einen bestimmten Status als Band noch nicht erreicht hat, den einen Hit nicht landen konnte.

Hits enthält ihr Debüt durchaus. Besonders die erste Single „Hips“ bleibt im Kopf. Auch das dazugehörige Video kann sich sehen lassen. „Gut gemachte Videos sind teuer“, so Mathias weiter. Step by step und professionell wollen er und seine Bandkollegen ihre Karriere vorantreiben, aber ohne mit geschwellter Brust aufzutreten. Prahlen ist nicht ihr Ding. Ihr Markenzeichen sind die Bärte, aber das ist kein Marktingtrick, sondern Zufall. Stolz sind sie darauf, für die kommende Tour wieder gemeinsam proben zu können. „Es ist ein Kompliment für uns, wenn sich die Fans nach einer Show bedanken und wir mit ihnen ins Gespräch kommen. Einmal holten wir einen Fan auf die Bühne, der den gesamten Text mitsingen konnte – verrückt!“, berichtet Graeme Salt. Der Texter und Kopf der Band kommt aus Manchester. Seine Songtexte sind nicht ganz einfach zu verstehen und im Internet stehen sie auch nicht. Er sieht sich nicht als Poet oder Literatur-Fan, würde jedoch niemals die Texte anderer Songtexter singen. Durch ihn klingt der Indie-Alternative-Sound mit Einflüssen ihrer Lieblingsbands wie Joy Division, The National, Interpol oder Editors international, bekannt fühlen sich die Jungs trotzdem nicht. Von der Musik leben zu können, wäre ihr Traum. Viele Faktoren stimmen schon, eine PR-Firma bewirbt Tour und Album, der neue Manager lebt in Berlin. Müssen die Magdeburger nun einen Umzug befürchten? „Nein, man kann von überall aus arbeiten, wenn man es logistisch hinbekommt und es schafft, sich zu treffen.“ 

Zur Veranstaltung: Berlin Syndrome Record Release „Sweet Harm“, 22. Juni,  berlinsyndrome.com

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