Revolverheld: "Der Platz, den deutsche Musik einnimmt, ist ohne Radioquote über die Jahre größer geworden."

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© Tim Kramer

Musiker, die pur und unverfälscht ihre Songs spielen, Fans, die Musik hautnah und direkt erleben wollen und Abende, die dadurch zu einmaligen, intimen Events werden. Für Revolverheld ging mit dem MTV Unplugged ein Jugendtraum in Erfüllung. Das Hamburger Quartett, das seit zwölf Jahren im Geschäft ist, lieferte mit „Revolverheld – MTV Unplugged in drei Akten“ 2015 das bei weitem emotionalste und denkwürdigste Konzert ihrer Karriere ab. Trotzdem sind die letztjährigen ECHO-Gewinner mit beiden Beinen auf dem Boden geblieben und stolz auf jeden ihrer Erfolge. Nun folgt die Tour zur Show in großer Besetzung. Vor dem Tourstart befragten wir Gitarrist Kristoffer Hünecke.

Wie bereitet ihr euch auf die Tour vor? Wir wollten das Konzert, das im kleinen Theater stattgefunden hat, nun auf eine große Bühne bringen und dabei alle drei verschiedenen Akte darstellen. Am Ende der Show werden insgesamt 20 Leute auf der Bühne sein.

Was war die größte Herausforderung bei den Aufnahmen für euch? Wir wollten neue Arrangements für die alten Songs finden. Es sollte nicht nur ein akustisches Album sondern ein neues Revolverheld-Album werden. Jakob musste sein Drum-Set umbauen und ich habe Akustikgitarren-Unterricht genommen.

Wie habt ihr die Featured-Künstler ausgesucht? Wir haben nach Leuten gesucht, mit denen wir auf einer Wellenlänge liegen. Marta Jandova kannten wir von unserer ersten Support-Tour und mit Johannes Oerding haben wir schon mehr getrunken als uns lieb ist. (lacht) Mit dem Mann von Annett Louisan haben wir unsere ersten Demos aufgenommen.

Wenzel Oschington

Ihr seid 12 Jahre dabei. In welchem Moment hast du gedacht, jetzt haben wir es geschafft? Man kann nie wirklich im Musikgeschäft sagen, jetzt hat man es gepackt. Und wenn man sich da zu sicher ist, macht man keine guten Alben mehr. Wir haben wahnsinnig viel erreicht. Mehr als ich mir erträumt hätte. Klar, haben wir es geschafft, von der Musik leben zu können, aber wir wollen von Album zu Album eine bessere Band werden.

Du schreibst mit die Texte. Welche Themen bewegen euch derzeit, wie politisch muss man werden? Ich schreibe über Beziehungen, Selbstverwirklichung und Träume. Natürlich ist die Flüchtlingswelle und dass, was es mit der Welt macht, ein Thema. Wir sind keine Punkband, die eins zu eins einen politischen Text schreiben würde. Aber die emotionalen Ebenen der politischen Geschehnisse inspirieren auch. Ich könnte mir vorstellen, darüber zu schreiben, wie die Stimmung im Land und in der Welt ist.

Johannes meinte einmal „Wir sind Beobachter unserer Generation.“ Charakterisiere eure Generation! Schwierig, weil sich das total im Wandel befindet. Wir waren immer die Generation Internet, wo alles in den sozialen Medien stattfindet und jeder Träume hat, aber sie nicht so verwirklicht, weil es zu anstrengend ist. Jetzt, wo soviel in der Welt passiert, geschieht etwas Positives: Die  Menschen machen sich Gedanken. Die meinungslose Masse wird kleiner, weil man sich politisch informieren und Gedanken machen muss, um sich eine Meinung zu bilden.  

Sind Kinder schon Thema und passt das mit der Karriere gut zusammen? Ja, ich möchte auf jeden Fall ein Kind haben. Ich bin ein optimistischer Mensch und bei Johannes hab‘ ich gesehen, dass man es hinkriegt, wenn man es will und gut organisiert ist.  

Fühlst du dich erwachsen und wenn ja, wann hast du das zum ersten Mal gedacht? Ich bin nicht so gern erwachsen. Ich mag mir gerne etwas Naivität erhalten, um manche Sachen unvoreingenommen angehen zu können. Erwachsen fühlt man sich dann, wenn man Verantwortung übernehmen muss. Als ich für meine Eltern ein paar Sachen regeln musste, habe ich das zum ersten Mal persönlich gemerkt. Die Positionen ändern sich. Ich bin nicht mehr der Sohn, für den alles gemacht wird – es ist aber selbstverständlich, meinen Eltern etwas zurückzugeben.

Hast du denn Angst vor dem Älterwerden? Eigentlich nicht. Ich mache viel Sport und ernähre mich gesund, aber nicht, damit ich in zehn Jahren keinen Herzinfarkt bekomme, sondern um mich gut zu fühlen.

Jupiter Jones mussten auf dem Zenit ihrer Karriere Sänger Nicholas Müller verabschieden. Was tut ihr, wenn alles zuviel wird? Wir versuchen sehr achtsam zu sein. So eine Band ist ein Konstrukt, dass weit über eine Freundschaft hinausgeht. Das stresst auch. Wir versuchen viel zu reden und uns Freiheiten einzuräumen. Wir hatten aufgrund der Pause, die wir uns verordnet haben, als Johannes und ich ein Soloalbum gemacht haben, dann wieder voll Bock.

Warum musstest du dich 2012 solo beweisen? Ich bin ein Arbeitstier, was das Songwriting betrifft. Wenn ich frei habe, bin ich in meinem Studio. Dort sind viele Songs entstanden, die nicht in den Bandkontext gepasst haben.

Welcher Song hat dich zuletzt ins Grübeln versetzt? Ich bin großer Bosse-Fan. Sein „Steine“-Song hat einen starken Text. Ich hab auch das Joris-Album abgefeiert. Glücklicherweise gibt es in Deutschland immer mehr gute, deutsche Texter.

Macht dir das auch Angst? Konkurrenz stachelt immer zu besseren Leistungen an, daher sehe ich das positiv. Der Platz, den deutsche Musik einnimmt, ist über die Jahre immer größer geworden und zwar ohne Radioquote. Das liegt einfach an der Qualität der Musik.

Zur Veranstaltung: Revolverheld, 31. März, GETEC-Arena

© Engelhardt

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