... vom Einschlafen in der Badewanne und anderen Arten zu Tode kommen zu können

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Heute back ich morgen brau ich übermorgen werde ich gesellig sein –so der Vorsatz. Welch ein Prolog. Den Kuchen anrührend genieße ich die Aussicht. Dieses Mal wird es gelingen. Den Teig und die Sonne aufgehen zu sehen, bestärkt mich darin. Kontaktfreude ist nicht jedem gegeben. Mit ansprechender Veranlagung ungenügend ausgestattet, könnte man wortwörtlich anspruchsvollen Gesellschaften wie Geburtstagefeierlichkeiten entsagen. Wenn ich mich nur nicht versprochen hätte ... die Vorbereitungen mentaler Art laufen. Physicher ist es, dass ich auftauche? Der Badeofen ist an. Der Kuchen in Form. Ich noch nicht – heute darf ich formlos in die Vergangenheit abtauchen. Wie oft ich in den letzten 25 Jahren schon mit dem Leben davon kam ... Schon der Anfang hätte mit ein wenig mehr Willen das Ende sein können. Nicht von ungefähr lautet der Titel eines meiner liebsten Bücher „Vom Nachteil geboren zu sein“. Aber der Lebenstrieb war schon immer schwer zu zügeln wie auch meine Zunge – damals jedenfalls. Was alles passieren könnte und was tatsächlich geschieht ... Was hatte ich wohl vor, als ich im Alter von 3 Jahren mit dem Dreirad verschwand und man mich sinnierend an einem Abhang fand. Mit 6 bin ich jedenfalls wohlbehalten mit dem Rad bei Oma am anderen Ende der Stadt angekommen. Alleine und ohne Helm. Und immer diese Sprunghaftigkeit – der Todessalto vom Trampolin gegen die Wand ... warum um Himmels Willen. Was am seidenen Faden hängt wird nicht immer Schmetterling. Eine kleine unbescheidene Faltersweisheit die sich wohl auf das Ende einpendelt wenn sie nicht noch saftigen Rumpfes einem Vogel zum Frühstück wird. Der Wille – ein Akt der Vernunft, im Gegensatz zu Sterbehilfe am eigenen Leib: das Holz zu dicht am Ofen zu lagern und nur mit Glück und einer wachsamen Hundenase nicht zu verrauchen, den Ventilator an Überhitzung zerlaufen und die Terrasse in Brand setzen zu lassen, der Versuch, eine Welle zu reiten und auf dem Kamm pfeifend abzuspringen um danach minutenlang getaucht und durchgenuddelt zu werden. Und immer wieder das freudige Erwachen, auch diesmal nicht formlos im Badeschaum verreckt zu sein.

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