Wasser erlebt hat

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Wasser erlebt hat

Neulich rief Godik an: „Jim, ich mach jetz mein Keller leer und die Möbel stellichn Meter höher. Die Elbe kommt!“ „Mache! Wennze Hilfe brauchst, sach Bescheid“, wohlwissend, dass der Legende nach Godiks Keller ein solcher Sauhaufen ist, dass er keinen reinlässt. „Wie hoch steht euer Haus denn so? Kann da was kommen?“, fragte ich und war sicher, dass Godik tagelang topografische Karten gewälzt hatte, alle Ämter der Stadt mittlerweile seinen Namen von zahlreichen Anrufen kannten und er daher die Höhe über normal Null von Elbe im Normalzustand, gestern, heute und morgen kannte und dasselbe auch von seinem Haus. Godik ist nämlich ein ganz Genauer. Um so überraschender seine Antwort: „Nö“. „Nö? Dass heißt, du räumst den ganzen Krempel auch dann raus, wenn du drei Meter höher liegst als Oberkante JhF2002?“ „Na machen jetz alle hier, weißt du denn, was da kommt, Jim?“ „Na nee – aber bevor Magdeburg ‘nen Pegelstand von 10 m kricht, steht ganz Mittelerde unter Wasser!“, hielt ich dagegen. (Pumpel aus Halle hat mir neulich erzählt, dass man in Halle „Mordor“ zu Magdeburg sagt. Die Hobbits in Halle wieder ...) Als Godik auflegte um nachzudenken, tat ich weiter meinen Job als Orakel: Ich wohn ja schon fast immer in dem Haus 150 m weg vom Hafenbecken und so fragte mich nun jeder Nachbar, ob das Wasser kommt oder ob es nich kommt. „Nee da kommt jar nix“ – ich gab den coolen Auskenner, „Ersma Rothensee, das liecht tiefer, und denn kommts de Straße hoch und denn kannste immer noch in Keller jehn.“ (Irgendwann räumte ich selbst heimlich meinen Keller, konnte aber mit meinen Prognosen nicht zurück.) Godik gab nun zu bedenken, dass in Cracau das Wasser nicht nur von der Elbe, sondern auch vom Umflutkanal kommt. „Ejal von wo – höher ist höher und Wasser fließt nicht bergauf“, klugscheißerte ich, „Schieß mal mit dein Navi los und miss erstma nach!“, meinte ich siegessicher. Halbe Stunde später, wieder Godik: „Jim, wir liegen 2 m UNTER der Wasserlinie!“ „Siehste, denn weeßte jetz wenigstens, warum de das machst. Mach dich in Keller!“ Sein Leben hatte endlich wieder einen Sinn.

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