Winken

by

Das Winken dürfte – ohne das ich erst groß recherchiere – als eine der ältesten Kommunikationsformen überhaupt gelten. Und darüber hinaus ist es in seiner Reinform ausschließlich freundlich. Versuchen Sie doch mal, jemandem, der am anderen Elbufer steht, unfreundlich zuzuwinken. Schwer. Mittelfinger sind über größere Entferungen nicht erkennbar und auch, ob Handrücken oder Handfläche dem Bewinkten zugewandt ist, lässt sich aus der Ferne nicht zweifelsfrei sagen. Also bleibt nur das Wackeln des Armes sichtbar.

Glücklicherweise ist das Winken trotz allen technischen Fortschritts nicht in Gefahr. Man winkt in Film, Fernsehen und sogar im Internet. Auch moderne Kommunikationsmittel ersetzen das Winken nicht und – man höre und staune: Es treten absolut keine Kompatibilitätsprobleme auf. Ohne zusätzliche Apps oder Treiber zu installieren, kann man mit einem Android-Smartphone zurückwinken, wenn einer von der anderen Straßenseite mit einem iPad oder gar einem 90er Jahre-Sony-Ericsson winkt.

Um so trauriger, dass „winken“ hierzulande sprachlich ebenso sträflich behandelt wird wie „erschrecken“. „Ich habe gewunken“ ist so falsch wie „ich habe mich erschrocken“.

Dabei sagen fast alle Kinder intuitiv richtig: „Ich habe gewinkt.“ Doch Mami verbessert sie sogleich. Leider falsch. Und dummerweise fragen Kinder selten, was Mami als zweite Stammform bei unregelmäßiger Beugung wohl vorschlüge. „Wie bei allen Verben dieser Flexionsklassse mit ‚ink‘ in der Mitte, analog stinken, trinken und sinken, Schatz“, müsste Mami daraufhin sagen – „also winken – wank – gewunken“. Und Mami kann aufatmen, denn Blödheit siegt: Seit einer Weile meint der Duden Sprachgebrauch ist Sprachgebrauch und „gewunken“ ist nun endlich richtig.

„Mami, das Auto hat nicht geblunken.“ „Geblunkt, Schatzi.“

Back to topbutton