Zaunkönig

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„Ziehen wir um die Häuser ...“ so wie damals, als ich so alt war wie du jetzt. Kinder, ist das lange her. „Ich zeig dir meine Geheimverstecke, die Butze im Walnussbaum und Schleichwege.“ Au, ja! ... ich schlage ein Rad, wie damals und ... bleibe mit dem Bein in einem Ding stecken. Einerlei, dann gehen wir halt zu Fuß weiter … im Galopp, so wie damals. In vollem Lauf stoppt uns ... so ein Ding. Na, dann schauen wir eben. „Siehst du, damals ...“, der Blick bricht sich an ... wieder so ein Ding. Überall solche Dinger die früher nicht da waren. Ich berühre das DingDingDing ... Eine Alarmanlage legt los. Kameras und Heckenschützen schwenken sich auf uns ein. „Lass uns lieber ...“ „ ... auf der Hauptstraße bleiben“. Es bleibt auch nichts anderes übrig. Ausgrenzung und Fremdenfeindlichkeit beginnt nebenan. Meine Wiese, mein Weg, mein Wohnblock! Schildbürger! Wo früher „Fußballspielen verboten“ stand, steht jetzt ein Zaun ... und im Raum „Das gehört mir. Spiel doch, wo du wohnst.“ Das nenn ich mal Grenzwertüberschreitung. Die Kinder wissen später gar nicht, dass das alles schon mal allen gehörte. HörtHört. Was heißt später? Sie wissen es nicht. „Meine Eltern rissen Mauern ein, um Zäune zu errichten“ – da ist der Geist dem Blouson wohl noch nicht entwachsen. Es bleibt zu hoffen, dass Freiheit im kleinen Topf aufgezogen werden muss, um später im großen Kübel zu gedeihen. Blüten treibt’s schon heute. Heulen doch die Kinder lange nicht mehr, wenn sie im Zoo Tiere hinter Gittern sehen. Das fühlt sich richtig an, wenn man es von zu Hause kennt. Paarzelle mit Kind – der Wunsch nach Abschottung. Da schauen wir eben zu, wie das Kind von nebenan im Wassergraben kentert. Solls doch bleiben, wo es her kommt. Die Blumen in unserem Garten kann es sich doch bitte von weitem oder im TV ansehen. MEINE Blumen ... „Haben die denn keine eigenen Blumen und wenn ja warum nicht?“ Vielleicht, weil der Busch des Nachbarn so einen mächtigen Schatten wirft, Nixn Regen – nix wachsen. „Und warum können die sich dann nicht da die Blumen ansehen? Bei den großen Büschen?“ Weil Buschs einen ozeanischen Wassergraben haben, da käme ja niemand drauf. „Nicht mal Aladin?“ Nicht mal der, der Luftraum muss frei bleiben. Teppichklopfer sind überall. Ein Blick in den Himmel verspricht mir „Wir sind unendlich begrenzt“.

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