Zum Teufel mit der Religion bei "Tartuffe"

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© Vanessa Weiss

Die Sache mit der Religion, die hat der französische Komödiendichter Moliére in seinem Stück "Tartuffe" 1664 ganz schön auf die Schippe genommen. Ein Betrüger, der sich als frommer Mann ausgibt und mit Leichtigkeit in eine Familie einschleichen kann. Ja, sie sogar so sehr verblendet, dass das Familienoberhaupt ihm deren Besitz schenkt.  Was für ein Skandal in der religiös-geprägten französischen Gesellschaft des 17. Jahrhunderts. Gut, dass sich die Gesellschaft heute gewandelt hat, auch wenn die Frage nach der Rolle der Religion immer noch für Diskussionsstoff sorgt. Regisseur Krzysztof Minkowski hat "Tartuffe" für das Schauspielhaus Magdeburg als buntes, schwarzhumoriges Spiel inszeniert.

Moliére gehört zu den am häufigsten auf der Theaterbühne gespielten Autoren. Warum auch nicht, hat er doch sympathische Figurentypen kreiiert, die immer wieder auftauchen. Klischees, die nach übertriebenem Slapstick schreien. Das ist einfach. Bei Krzysztof Minkowski ist das anders. Er will die Ernsthaftigkeit des Themas mehr herauskehren und setzt deutlich mehr auf die Wirkung von schwarzem Humor, ja manchmal soll das Lachen tatsächlich im Halse steckenbleiben. "Das Komische bricht sich mit dem Tragischen", sagt Minkowski. Bei ihm lebt Tartuffe mittlerweile ein halbes Jahr im Haus von Orgon, die Familie ist im Ausnahmezustand, auch weil der Vater dem Betrüger blind folgt. Minkowski fragt, was bedeutet die Verblendung des Vaters für die Familie. Immerhin soll ja auch die Tochter mit dem Betrüger Tartuffe zwangsverheiratet werden. Trotzdem: "Mir ist es wichtig, dass es eine gute Mischung von Ernsthaftigkeit und Humor ist und keine reine Familientragödie."

Wie das gelingen kann? Zum Beispiel mit der Überspitzung bestimmter ernsthafter Momente  und der Ästhetik. Denkt man nur an die Kostüme von Konrad Schaller. Da trifft Mittelalter auf 60er Jahre, so verrückt, wie in einem Comic. Unablässig dessen steht eines fest. Moliéres Geschichte ist zwar alt, über 400 Jahre alt und dennoch Blender gibt es noch immer, sodass "Tartuffe" nichts von seinem Charme verloren hat.

© Engelhardt

Schauspielhaus/Theater Magdeburg

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