12 Cafés, wo man noch ‘n Kännchen Kaffee bekommt

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© Conrad Engelhardt

Wer heute ins Café geht, bestellt ganz selbstverständlich Caffé Latte, Cappuccino, Latte macchiato oder einen doppelten Espresso. Italienische Kaffeespezialitäten und die dazu passenden Röstungen haben längst ihren Siegeszug um die Welt gemacht. Der klassische deutsche Filterkaffee, vor 110 Jahren durch die geniale Erfindung der Hausfrau Melitta Bentz auf den Weg gebracht, ist – so scheint es – heute nur noch ein Heißgetränk unter ferner liefen – insbesondere bei der jüngeren Generation.

Die Stadt teilt sich

Keine stylische Coffee-Bar, die etwas auf sich hält, bietet deshalb noch Kännchenkaffee an. Stattdessen schiebt man Coffee-to-go im Pappbecher über den Tresen. Und wenn einer viel Kaffee möchte, bestellt man neumodern die „large“-Variante und der Kaffee wird dann nicht im Kännchen serviert, sondern im „Pott“. Ganz ausgestorben ist das Kännchen aber längst nicht, man könnte sagen: durch Magdeburg schiebt sich eine Risslinie. Jene Cafés, die das Kännchen weiterhin im Angebot haben, sind in ihrer Gesamtausrichtung eher nostalgischer, erinnern in Ausstattung und Programm an jene „gute alte Zeit“ wie das Schöne Dinge Café, Café Alt Magdeburg oder das Café Seestraße.

Gute Gründe fürs Kännchen

Dabei gibt es viel bessere Gründe für das Kännchen als Nostalgie: Im dickwandigen Porzellan-Mantel bleibt der Kaffee einfach lange warm. Das Warmhalteproblem war tatsächlich der Grund, warum im 18. Jahrhundert die ersten Kaffeekannen aus Porzellan gefertigt wurden. Letztlich ist es auch eine Frage des gemütlichen Ungestörtseins: Wer zwei Tassen trinken möchte und miteinander erzählt, mag einfach nicht vom Kellner abhängig sein, sondern den Zeitpunkt für die zweite Tasse selbst bestimmen. Ein guter Drittelliter passt normalerweise ins Kännchen, das reicht sogar gut für drei Tässchen. 

Tête à Tête beim Kaffee

Übrigens: mit Gemütlichkeit fing beim Kaffeetrinken einmal alles an. Die große Zeit der Kaffeehaus-Kultur war Anfang des 20. Jahrhunderts, auch Magdeburg hatte damals entlang des Breiten Wegs großartige Kaffeehäuser. Ein Kaffeeservice, das in jener Zeit sehr beliebt war, hieß „Tête à Tête“. Es bestand aus einem Tablett, zwei kleinen Tassen und einem Kännchen – eine charmantes Gedeck für ein bisschen Zeit zu zweit. 

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