Ballettdirektor Gonzalo Galguera ist immer für Überraschungen gut: Die „Tanzbegegnungen 5“ werden diesmal nicht von gestandenen Choreografen bestritten. „Ich habe selbst die Erfahrung gemacht, wie inspirierend es für Tänzer ist, einmal die andere Seite des kreativen Prozesses kennenzulernen“, begründet Galguera seinen Schritt, drei Tänzern der eigenen Kompanie eine Chance zu geben.
© Conrad Engelhardt
Tanzbegegnungen 5
Adam Reist, Raul Pita Caballero und Andreas Loos inszenieren zum ersten Mal am Theater Magdeburg
Der Nachwuchs inszeniert
Andreas Loos, Raul Pita Caballero und Adam Reist sind zwischen 24 und 35 Jahren alt, stammen aus Russland, Kuba und Kanada und sind dem Publikum durch markante Rollen bekannt. Andreas tanzte den Paten Drosselmeyer in „Der Nussknacker“, Raul den Juan in „Lorca“ und Adam den Kater in „Dornröschen“. Nun wollen sie sich auf neuem Terrain beweisen. Dafür steht jedem für zwanzig Minuten die Studiobühne des Schauspielhauses zur Verfügung. Die knapp sechs Wochen Probenzeit müssen sie klug planen, denn ein Abend in drei Teilen bedeutet natürlich nicht drei unabhängige Teams. Außerdem tanzt jeder von ihnen in der Choreografie des anderen mit. Die Kompanie wird für dieses Projekt nach Geschlechtern getrennt agieren. Während die Tänzerinnen für die Ballettgala im Rahmen des Tanzfestes proben, wird Tanzbegegnungen 5 ein reiner Männerabend.
Die Männlichkeit unter der Lupe
Raul Pita Caballero bezieht seine Inspiration u.a. aus dieser Vorgabe. Er thematisiert spezifisch männliches Verhalten, nennt sein Stück beziehungsreich „Terbium“, nach einem Seltenerdmetall. „Männer tun oft cool und zeigen eine kraftvolle Fassade, hinter der sie ihre Empfindungen verstecken. Dieser Gegensätzlichkeit will ich nachspüren“, sagt der junge Kubaner und hat einen adäquaten Komponisten gefunden: Wolfgang Amadeus Mozart. „Dessen Musik zeigt Gefühle“, erklärt er.
Menschen in einer modernen Gesellschaft
Andreas Loos verwendet dagegen elektronische Musik. Der deutsch-russische Tänzer beschreibt seine Intentionen sehr genau: „Ich hatte zuerst die Musik. Aus ihr entstand ein Thema. Es geht um die Menschen in der modernen Gesellschaft, die nur alles nach Plan machen, nur darauf orientiert sind. Da kommt plötzlich jemand von außen, und sie merken, dass das nicht das wahre Leben ist.“
Magdeburger Musiker im Fokus
Adam Reist hat sich als Einziger schon einmal choreografisch ausprobiert. „Aber das hier ist nochmals ein Sprung. Es ist meine erste professionelle Choreografie. Sie fußt u.a. auf Kompositionen des Magdeburger Musikers Matthias Marggraf. Es geht um die Kreativität, um deren Kraft, die Gutes wie Böses schaffen kann.“
Tanzbegegnungen 5, Premiere: 22. Mai, 19.30 Uhr Schauspielhaus/Studio zur Eröffnung des Magdeburger Tanzfestes 2015, weitere Termine