16 Musikwissenschaftler aus Japan und Deutschland befassen sich mit dem Thema „Die Evangelien-Passion bei Telemann. Beiträge zu einer musikalisch-liturgischen Gattung".
Zwischen 1722 und 1767 komponierte Georg Philipp Telemann 46 Evangelien-Passionen für die Hamburger Haupt- und Nebenkirchen sowie eine für Danzig bestimmte Matthäuspassion. Seit Hans Hörners Dissertation über Telemanns Passionsmusiken von 1933 wurde sich nur sporadisch mit diesem wichtigen Korpus innerhalb des kirchenmusikalischen Œuvres Telemanns auseinandergesetzt, sei es in Zusammenhang mit Editionen oder in größeren oder kleineren Beiträgen zu Einzelwerken oder Werkgruppen.
Zweihundert Jahre nach der Aufführung der ersten Hamburger Evangelien-Passion Telemanns möchte die Tagung der interdisziplinären Forschung ein weites thematisches Arbeitsfeld bieten: Sie lädt ein, die Frage nach der theologischen Position der interpolierten Dichtung zu stellen und diese „poetischen Zusätze“ zu analysieren und sie ins Passionsgeschehen einzuordnen, auf die Suche nach ihren Urhebern zu gehen, aufführungspraktische und musik- bzw. kirchenorganisatorische Hintergründe zu erhellen, musikanalytische Betrachtungen vorzunehmen oder sich Fragen der Verbreitung, Überlieferung und der Rezeption auch außerhalb Hamburgs zu widmen.
Theologen Literatur- und Musikwissenschaftler werden sich diesem noch nicht ausreichend erforschten Bereich des Telemannischen Werks widmen, der zudem einen Sonderstatus in der Geschichte der Passionsvertonungen für sich in Anspruch nehmen dürfte.