Die Reihe Kosmos erprobt neue Formen der Zusammenarbeit am Theater. Diesmal liegt der Fokus auf Berufseinsteiger:innen. Studierende der Hochschule für Bildende Künste Dresden haben sich, künstlerisch begleitet von Clemens Leander, in Teams mit jeweils einer Figur der Theaterliteratur beschäftigt. Ihre Entwürfe für Kostüm und Maskenbild werden in Zusammenarbeit mit den hiesigen Theaterwerkstätten umgesetzt. Zu sehen sind diese dann in Monologen, die von Regieassistent:innen des Theater Magdeburg inszeniert und Mitgliedern des Schauspielensembles gespielt werden.
Rose Bernd
Rose Bernd befindet sich in einer ausweglosen Situation: In ein unglückliches Verhältnis mit dem Dorfschulzen Flamm verstrickt, wird sie deshalb von einem anderen Mann erpresst und vergewaltigt. Und da ist auch noch August, den sie heiraten soll und der nicht wissen darf, dass sie schwanger ist … Gerhart Hauptmann greift mit seinem Drama Rose Bernd den realen Prozess um eine Kindsmörderin auf, den er als Geschworener begleitet hat.
Beckmann
Als Beckmann aus dem Krieg zurückkehrt, ist ihm alles genommen: seine körperliche Unversehrtheit, seine Familie, sein Platz in der Gesellschaft. Dafür verfolgen ihn die Toten und mit ihnen das Schuldgefühl, selbst getötet zu haben. Unmittelbar nach dem zweiten Weltkrieg entstanden, ist Wolfgang Borcherts Dramenvorlage Draußen vor der Tür von beklemmender Aktualität.
Iphigenie
Um ihrem Vater Agamemnon den Sieg des Trojanischen Krieges zu sichern, wurde Iphigenie einst der Göttin Artemis als Opfer dargeboten, im letzten Moment von dieser gerettet und ins Land der Taurer gebracht. Dort muss sie als Priesterin, der grausamen Sitte nach, jeden Fremden, der das Land erreicht, in Artemis‘ Tempel opfern. In einem Traum erscheint ihr das Bild ihres Bruders in Not. Und tatsächlich: Kurz darauf wird ihr Bruder als Eindringling entdeckt … Iphigenie (in der literarischen Vorlage von Euripides) erzählt die Geschichte einer Heldin, die ihrem Schicksal besonnen, klug und selbstbestimmt entgegentritt.
Kassandra
Kassandra, die Tochter des trojanischen Königs, hat es vorausgesehen: Troja wird untergehen. Kurz vor ihrem Tod rekapituliert sie ihr Leben: den schleichenden inneren Umbau Trojas zu einem diktatorischen Staat, ihre ungehörten Warnungen vor dem Verlust eines Lebens in Freiheit. Christa Wolfs Romanvorlage erzählt dabei nicht von einer göttlichen Gabe der Seherinnenkunst, sondern von Kassandra als herausragender Beobachterin gesellschaftlicher Prozesse.
Elektra
Elektra trauert. Ihr Vater wurde von ihrer Mutter und deren Geliebten heimtückisch ermordet. Elektra kann dieses Unrecht nicht vergessen. Sehnsüchtig erwartet sie die Rückkehr ihres Bruders, der ihre Rache vollziehen und den Mord am Vater vergelten soll. Als ihre Mutter von Albträumen geplagt wird und Elektra um Rat fragt, offenbart diese ihr Vorhaben: Ihre Mutter soll – sie muss – sterben. Zu erleben ist der Monolog in der literarischen Vorlage von Hugo von Hofmannsthal.
Info
© Engelhardt