Gleichrangige Einmündung, ich Rechtsabbieger, das entgegenkommende Taxi schlängelt sich um ein rundumleuchtendes Fahrzeug herum und lässt durch zögerliche Fahrweise erkennen, dass es links abbiegen will. Die Fahrerin blickt zur Rundumleuchte – nicht zu mir. Ich biege ab. Das Taxi auch – auf Kollisionskurs. Da das Ganze knapp über Schrittgeschwindigkeit stattfindet und ich noch auf den Fußweg ausweichen könnte, fahre ich. Ich habe leichten Vorsprung und komme knapp vor der Motorhaube in die Seitenstraße. Ich rufe „hey“. Sie bemerkt mich nun und bremst. Ich bin vor ihr. Jetzt hupt sie. Ich halte an, steige ab und schaue verwundert zurück. Sie öffnet das Fenster und ich rufe lächelnd-schulterzuckend: „Was habe ich falsch gemacht!?“ Sichtlich ungehalten behauptet sie, ich hätte die Hand nicht rausgehalten. „Sie haben mir gerade die Vorfahrt genommen und vielleicht haben Sie es ja nicht gesehen“, rufe ich. Vorfahrt hin Vorfahrt her, der zentrale Punkt ist für sie meine Hand. Sie dreht sich zu ihrem Fahrgast um. Die ca. 80-jährige Oma hinter ihr kann kaum über den Fensterrand schauen, bestätigt aber sofort meine Schuld. „Sehen Sie, zwei Zeugen haben gesehen, dass Sie die Hand nicht rausgehalten haben!“ Ich bin kurz sprachlos über die Kombination von Frechheit und Borniertheit. Mein Hinweis, dass sie im Falle meiner Geradeausfahrt hätte anhalten müssen, wird mit abfälliger, genervter Handbewegung und dem lauten Ausruf „RADFAHRER!“ beantwortet. Sie erklärt die Diskussion für beendet, indem sie den Rückwärtsgang einlegt, zügig flüchtet und dabei einen nachfolgenden Radfahrer fast erwischt. Egal! SIE hat für heute genug von rücksichtslosen Radfahrern, die keine Verkehrsregeln kennen, uneinsichtig sind und hart arbeitenden Menschen die Zeit stehlen!