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© Engelhardt
Rathaus
Es liegt in knapp 190.000 Paar Händen, wie es in den kommenden Jahren in Magdeburg in Sachen Wohnungsbau, Bildung, Verkehr, Kultur und Co. weitergehen soll. Schon lange war keine Wahl mehr so wichtig, weil die Idee einer liberalen, offenen Gesellschaft und die Demokratie noch nie so gefährdet schienen. Das wird im Stadtbild sichtbar, wenn man auf beschmierte Wahlplakate blickt – Resultate von blindem Aktionismus. So geht kein fairer Wahlkampf und erst Recht macht das niemandem Mut, sich politisch zu engagieren. Dabei kann man gerade auf kommunaler Ebene am meisten bewegen. Zum Glück gibt es Menschen, die sich trotzdem trauen, für ihre Sache und ihre Stadt einzustehen. Neben verdienten Stadtratsmitgliedern, die um den Erhalt ihres Sitzes kämpfen, gibt es auch einige frische Gesichter, die um die Gunst der Wähler buhlen. Sechs dieser Neulinge stellen wir euch hier vor. Also schnappt euch eure Wahlbenachrichtigung und geht eure Kreuze setzen! Jede Stimme zählt, für Europa aber ganz besonders für die Zukunft Magdeburgs!
Für soziale Gerechtigkeit
Noah Biswanger kandidiert für Die Linke. Er studiert Sozialwissenschaften und engagiert sich beim Verband junger Medienmacher fjp>media.
Die Altstadt ist das Wahlgebiet von Noah Biswanger. Die Linke will kostenfreie Kitas, mehr sozialen Wohnungsbau und Angebote für Senioren sowie gut erreichbare Gesundheitszentren. Er nimmt die Entlastungen von Familien und Alleinerziehenden in den Fokus. Wieso hat sich der 24-jährige aufstellen lassen? „Für mich steht der Mensch im Mittelpunkt der Politik – das fällt immer mehr hinten runter. Ich habe mir gesagt: Wenn du willst, dass nicht das Geld entscheidet, musst du bereit sein, den Mund aufzumachen!“ Er mischt bereits als sachkundiger Einwohner im Stadtrat mit. Dass der „Hassel“ aktuell einer Mega-Baustelle gleicht, wurmt ihn. Er will für mehr Lebensqualität dort kämpfen und hat unter dem Titel „Hasselution“ ein eigenes Konzept zur Zukunft des Hassels geschrieben.
Wir brauchen mehr unternehmerisches Denken
Der Altstadt-Gastronom Detlef Querner tritt für die Freien Wähler im Wahlkreis 6 in Ostelbien an.
Mit freiem Unternehmertum kennt sich Detlef Querner aus, seit 24 Jahren führt er erfolgreich seinen Gastronomie-Betrieb im Nordabschnitt des Breiten Wegs. Dass er für die Freien Wähler antritt, hat viel damit zu tun, dass die einen hohen Anteil an Mittelständlern in der Partei haben. Was treibt ihn an, zu kandidieren? „Ich denke, wir brauchen mehr unternehmerisches Denken im Stadtrat. Und ich möchte selbst etwas bewegen“, sagt der 54-jährige. Wo sieht er seine Kompetenzen, in welchen Ausschüssen möchte er sich einbringen? „Ich kann mir gut den Baubereich vorstellen, da sehe ich es ja jeden Tag, wie die bisherigen Verkehrslösungen in der Stadt aussehen.“ Am liebsten wäre er in seinem angestammten Wahlbereich Mitte angetreten, dort wo ihn viele Menschen gut kennen, aber die Freien Wähler konzentrieren ihre Kandidaten auf einen Wahlkreis – Ostelbien.
Faire Integration
Student Aram Badr kandidiert für die SPD in Neue Neustadt & Neustädter Feld – Stadtviertel, die medial als Brennpunkt gelten. Er will das ändern.
17 Prozent der Magdeburger haben einen Migrationshintergrund. Doch in der Politik sind sie eher wenig vertreten. Der 30-jährige Aram Badr will das ändern und kandiert für die SPD. Er selbst kam vor 10 Jahren aus dem Nordosten Syriens hierher und arbeitet freiberuflich als Dolmetscher und Job-Coach. Außerdem studiert er derzeit Soziale Arbeit an der Hochschule h2 und engagiert sich ehrenamtlich für den Syrisch-Deutschen Kulturverein e.V. Sowohl im Verein, als auch in seiner Parteiarbeit setzt er sich für faire Integration und bessere Chancen von Migranten in der Gesellschaft ein. Sein Stadtteil Neue Neustadt ist dabei ein Brennpunkt, der aus seiner Sicht zu Unrecht in den Medien häufiger negativ dargestellt wurde. Für ihn ist es eine Imagefrage: „Beide Stadtteile haben großes Potenzial. Was wir nicht brauchen, sind politische Diskussionen und Mobilisierungen, die dieses Potenzial beeinträchtigen.“ Für seine mögliche Amtszeit verspricht er, dass er sich „für die tatsächlichen Bedürfnisse der Bürger einsetzt und positive Veränderungen bewirkt.“
Im Miteinander kann es gelingen
Sandy Gärtner ist kein Mitglied von future, tritt in der Neustadt aber als „kompetente Bürgerin“ für die Partei an.
In der Neustadt kennt sich Sandy Gärtner bestens aus. Hier ist sie seit über sechs Jahren für den ARTist! e.V. tätig. Als Projektleiterin im Bundesmodellprojekt „Utopolis“ konnte sie kulturell-künstlerische Projekte etablieren, lernte die Anwohner auf der Straße in Workshops, bei Stammtischen des Bürgervereins, bei GWA-Sitzungen und bei Unternehmer-Treffen kennen und lieben. Durch das so entstandenes Netzwerk kennt sie die Bedarfe und Bedürfnisse des Stadtteils und will diese als Sprachrohr in den Stadtrat einbringen. Aus dieser Überzeugung tritt sie für „future“ an, ohne selbst Parteimitglied zu sein. Die Neustadt hält Gärtner für den „urbansten aller Magdeburger Stadtteile, weil hier die gesellschaftliche Vielfalt aufeinander trifft.“ Das bringt Herausforderungen mit sich, die es zu lösen gilt. Die Hashtags „wirfürneustadt“ oder „wirsindneustadt“ sind dabei ihr Leitmotiv, denn „nur gemeinsam in einem friedvolle Miteinander der Menschen kann es gelingen, die Neustadt weiter zum lebens- und liebenswerten Stadtteil zu gestalten“.
Machen, statt groß zu denken
Für Bündnis 90/Die Grünen kandidiert Leah Hebecker in Nord und setzt sich besonders für Mobilität und den ÖPNV ein.
Obwohl sie erst 2021 aus Niedersachsen nach Magdeburg kam, fühlt sich Leah Hebecker hier längst heimisch und hat mit dem Verkehr ihr Thema gefunden. Generell findet sie, „dass Fußgänger und Radfahrende häufig benachteiligt werden“. Das fällt der 22-Jährigen in ihrem Wahlbezirk besonders bei den „katastrophalen Radwegen auf der Lübecker und Barleber Straße“ und bei der Verkehrsführung entlang der Baustelle am Bebel-Damm auf. Mit den ÖPNV-Verbindungen hingegen ist sie „im Großen und Ganzen zufrieden, obwohl es auch dort Baustellen gibt, die angegangen werden müssen“. Generell wünscht sich Hebecker, dass die „kleinen Macken“ im Stadtverkehr behoben würden, statt neue Großbauprojekte anzuschieben und dass „Ressourcen gerechter auf alle Verkehrsträger verteilt werden“. Neben der städtischen Mobilität sind der angehenden Straßenbahnfahrerin auch Wohnungsbau, Diversität und das Stadtgrün wichtig, das unbedingt geschützt und ausgebaut werden sollte.
Welterbe-Titel für unseren Dom
Seit Jahren setzt sich Rainer Kuhn für das kulturhistorische Erbe Magdeburgs ein. Nun tritt er für die CDU erstmals in seinem angestammten Wahlkreis Mitte an.
Was Politik angeht, ist Rainer Kuhn ein „alter Hase“. Seit langen Jahren ist er im Ortsverband Mitte der CDU und der Kreisfachausschussvorsitzende Kultur und Touristik. Die Altstadt liegt ihm dabei besonders am Herzen, am Domplatz leitete er zwischen 2001 und 2010 die archäologischen Forschungsgrabungen. Hier engagiert er sich heute im Förderverein Magdeburger Dommuseum e.V., im Domglocken Magdeburg e.V. und im Friedensforum Johanniskirche 1631-2031. „Kunst und Kultur sind wichtige Standortfaktoren und prägen das Leben unserer Stadt mit ihrem reichen kulturellen und geschichtlichen Erbe“, bringt es der 62-jährige auf den Punkt. „Wichtig sind mir die Einrichtung des Dommuseums Ottonianum als Landesmuseum, der Welterbe-Titel für unseren Dom aber auch die Förderung der ehrenamtlichen Kulturlandschaft.“ Konkrete Projekte sind umzusetzen. Er nennt das Puppentheater auf dem Weg zum europäischen Zentrum für Puppentheaterspielkunst oder Magdeburg als Stadt des Neuen Bauens in der Weimarer Republik deutlicher erlebbar zu machen. Warum will er in den Stadtrat? „Ich bin der Überzeugung, dass man mit seinem Namen das politische Zentrum der Gesellschaft stärken und dabei auch sein Gesicht zeigen sollte.“