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Die beiden Domführer Thomas Lösche und Annette Sohnekind an der Tetzel-Truhe im Magdeburger Dom
Eisenbeschlagen und schwer steht die Truhe an einem der Pfeiler des Vierungskreuzes im Dom. Vor fünf Jahrhunderten war sie im Besitz von Johann Tetzel, einem Dominikanermönch, der sich im Auftrag des Erzbischofs auf den Ablasshandel spezialisiert hatte. Das perfide Geschäftsmodell mit der Angst hieß: „Zahle Geld an mich und ich befreie dich von deinen Sünden“. Ohne den Verkauf von Tetzels Ablassbriefen aber hätte es Luthers 95 Thesen an der Kirchtür vermutlich nicht gegeben. An Tetzel konnte er sich reiben. Luthers Lehre von der Gnade Gottes und der Gerechtigkeit aus Glauben wäre nicht populär geworden, ja die Reformation hätte vielleicht gar nicht stattgefunden. So aber kam Martin Luther auf Bitten des damaligen Bürgermeisters Nicolaus Sturm nach Magdeburg, um hier am 24. (St. Augustin) und 26. Juni 1524 (St. Johannis) zweimal zu predigen. Nur wenige Wochen später, am 17. Juli des Jahres 1524, bekannten sich fast alle Kirchen der Stadt zum Luthertum und die katholische Messe wurde abgeschafft. Nur das Domkapitel mit der Stiftskirche St. Sebastian, St. Nicolai und St. Gangolphi sowie die Klöster der Franziskaner, Dominikaner und Prämonstratenser widersetzten sich der neuen Lehre. Magdeburg wurde so zur Hochburg des Protestantismus.
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