© Monokel
Kraftblues mit harten Gitarrenriffs: Michael „Lefty“ Linke (2.v.r.) macht das seit 45 Jahren bei Monokel
Manchmal kann eine Musik ein eigenes Universum sein und Gleichgesinnte zusammenführen, um auf gleiche Art zu denken und zu leben. So entsteht eine neue kleine Welt mit eigener Moral in einer größeren, gleich einem Traum in einem Traum. Sicherlich gehört diese Band zur nennenswerten Erbmasse des ostdeutschen Bluesrocks und neben Freygang, Engerling und Jürgen Kerth zum Antrieb der Blueser, Tramper und Hippies, zur DDR-Jugendkultur. Man traf sich damals dort, wo eine schwarze Marie abgefahrenen Kinderträumen nachhing und wo das Boogie-Mobil noch heute seinen Kraftstoff tanken kann. Monokel zeigen mit ihren Songs eine eigene Sprache, nehmen kein Blatt vor den Mund und setzen sich mit den Details der Wirklichkeit kritisch auseinander. Persönliche Gedanken zum Leben und dem ganzen Rest treffen auf biographische Entwürfe mit eigentümlichen Strukturen. Frisch und kraftvoll findet sich dagegen der Zeitgeist in Sound und Arrangement wieder. Das führt bisweilen, bei aller Lässigkeit, zu messerscharfen Übergängen und überraschenden Wendungen. Wer sich in den herbstlichen Tagen in der Nähe eines Laubbläsers aufgehalten hat, ist bereit für ein Konzert mit Monokel. Auf der Bühne erzeugt das Trio einen Druck, der die Atmung manchmal gefühlt aussetzen lässt. Verantwortlich für den „Kraftblues“ sind heute die schneidend scharfen und harten Gitarrenriffs von Frontmann Michael Linke und die spielerischen Riffs und Licks von Martin Fankhänel. Auch gut abgehangene Blues-Rock-Klassiker wie „ Fool for your stockings“, „Peter Gun“ oder „Little Red Rooster“ werden mit Emotion und Hingabe präsentiert. Wenn dann Tobi Ridder am Schlagwerk kraftvoll die Kohlen aufkippt, fährt der Blues-Express voller Ekstase und Leidenschaft an und ist nichts für „Stillsitzer“. Dazu dann mit Supergroove am Bass: Pitti Pflüger. Volle Fahrt voraus.
© E. Dudek
