© Wenzel Oschington
Zylinder
Fliege und Frack sind immer ein Hingucker
Samstag Vormittag. Mein Morgenspaziergang führt mich diesmal an der Elbe entlang. Da stolpere ich doch fast über ein paar Leute im Gras. Oh, hier wird gepicknickt!
Die Buckauer, jung und alt, haben den Picknickkorb gepackt und sich auf Decken direkt am Elbufer niedergelassen. Kaffee und Kuchen dabei, freundlich lädt man mich ein. Nach dem Hochwasser 2013 ist der Stadtteil näher zusammen gerückt. Im letzten Jahr hat man die Hilfe in Eigenregie über facebook organisiert, Sandsäcke gestapelt, Keller leer geräumt und eine große Solidarität erfahren. Das schweißt zusammen, erzählt mir ein Feuerwehrmann. Auf Fotos sehe ich, wie das Wasser über den Deich schwappt. Die Senioren des Pflegezentrums “An der Elbe” geben ein Ständchen. Mit Sicherheit wollen sie keine weitere Evakuierung erleben.
Zurück in der Biedermeierzeit
Ein Abstecher nach Sudenburg. Keine 20 Minuten Fahrt mit der Straßenbahn und doch eine Zeitreise, 200 Jahre zurück. Im Garten der Ambrosiusgemeinde flanieren Paare in Kostümen aus der Biedermeierzeit und in napoleonischen Uniformen. Dazu ein Hauch französischen Flairs. Man(n) trägt Zylinder und Frau elegant ihr Schirmchen. Ich bin begeistert! Ein Handwerkermarkt anno dunnemals im Hof der Feuerwache. Mit dem „Markt 1814“ erinnern Sudenburg und Neustadt an diesem Wochenende an die Befreiung von der Besetzung durch die französischen Truppen in jenem Frühjahr.
Doch halt. Auf der Rückfahrt merke ich, etwas stimmt mit der Tram nicht. Ein Schaffner mit einer Zahlbox, der Fahrscheine von der Rolle abreißt, Sitze mit grünem Lederbezug, nicht gerade neu. Was soll ich euch sagen, die historischen Straßenbahnen sind wieder unterwegs. Die betagten Fahrzeuge verkehren zwischen Neue Neustadt und dem Straßenbahndepot Sudenburg, wo sie ihre letzte Heimstatt gefunden haben, sehr zur Freude vieler Magdeburger und Technikfans. Da mach ich doch gleich ein paar Fotos.
Bucktopia lässt grüßen
Zurück in Buckau. Im Werk IV treffe ich ein paar Typen mit Dreadlocks und auf die Reste von Bucktopia. Einer sitzt in einem Schaukelstuhl aus Autoreifen. Pause. Erschöpft lasse ich mich in einen alten Einkaufswagen fallen, umfunktioniert zu einem fahrbahren Sessel. Die Buckauer Künstler sind kreativ.
Liegt's am Smog oder am Bier? Ich sehe ein Auto, das gleichzeitig in beide Richtungen zu fahren scheint. Nein, ist nur durchgeflext und wieder zusammengeschweißt, erklärt Holle W, wie so vieles hier. Der Roboter aus Kardanwellen funktioniert wirklich. Spätestens im nächsten Jahr, wenn es eine Neuauflage von Bucktopia geben soll, geht er wieder in Aktion. Da bin ich mit Sicherheit dabei!
Wenzel ist allerdings nicht nur am Wochenende unterwegs, mehr auf seinem Blog "Irgendwo-Nirgendwo"