In den 1960er-Jahren kam es in Indonesien zu einem gewaltvollen Putsch, in dessen Verlauf Präsident Sukarno durch General Suharto abgelöst wurde. Auch die sanfte, schöne Nana haben die dramatischen Ereignisse damals mitgenommen. Ihr Ehemann war während der japanischen Besatzung entführt und verschleppt worden. Sie konnte zwar dem Anführer entkommen, der sie zur Heirat zwingen wollte, doch der Vorfall kostete ihren Vater das Leben und trieb sie in die Armut. Jahre später führt sie als zweite Frau eines wohlhabenden Sudanesen mit den drei Kindern und einem Dienstmädchen an ihrer Seite ein angenehmes Leben. Aber in ihren Träumen holt die Vergangenheit sie ein.
Nanas Mann ist in den politischen Wirren verschollen. Sie findet Zuflucht bei einem reichen Sundanesen, doch nachts holen sie die Erinnerungen ein. Durch eine heilsame Begegnung gelingt es ihr, sich aus dem engen bürgerlichen Korsett zu befreien. Kamila Andini betrachtet die Emanzipation der Frau in diesem berauschenden Film im Spiegel der Geschichte. Das Berlinale-Highlight wurde mit dem Silbernen Bären Beste Nebendarstellerin ausgezeichnet.
Kamila Andini, die wir bereits für ihren jugendlich verspielten Spielfilm YUNI bewundern konnten, nimmt in BEFORE, NOW & THEN bei ihrer zurückhaltend eleganten Regieführung den Blickwinkel ihrer Protagonistin ein. Der mutmaßliche Tod des früheren Ehemanns treibt die geheimnisvolle Nana um. Ihre Erinnerungen sind – vielleicht zu ihrem Segen – lückenhaft und gegenwärtig. Die Ungewissheit, die den ganzen Film durchdringt, macht ihn zusammen mit der opulenten Bildgestaltung und dem feinen Sinn für Nostalgie zum elegischen Wunderwerk. In einem Meer aus Widrigkeiten, verursacht durch männliches Verhalten, wird eine unerwartete Frauenfreundschaft zum Rettungsanker. Musik und Bildgestaltung erinnern an Wong Kar-Wais Ode an die unerfüllte Liebe. BEFORE, NOW & THEN wirkt in der Betrachtung des Patriarchats aus weiblicher Sicht zeitlos und stark.