© Andreas Lander
Prinzzclub
Zum Jahreswechsel stieg nicht allein der gesetzliche Mindestlohn auf 8,50 €. Hinzu kommt, dass das Arbeitsschutzgesetz eine maximale Schichtdauer von 10 Stunden erlaubt.
Restaurant- und Cafébesuche werden auch in Magdeburg ab 2015 teurer werden, soviel ist sicher. 10 bis 20 Prozent werden die notwendigen Preisaufschläge in Städten wie Magdeburg ausmachen. Dabei wird die Einführung des gesetzlichen Mindestlohns vor allem Gaststätten in ländlichen Regionen und in den neuen Bundesländern treffen. Nach Angaben des Dehoga liegen die aktuellen Tarifentgelte in den untersten Lohngruppen hier derzeit bei 7,21 bis 7,87 Euro. Weil die Gründe dafür aber in der Regel nicht im Streben nach mehr Profit sondern vielmehr im Überlebenskampf der Unternehmen begründet ist, wird sicher auch manch ein Gastrobetrieb auf der Strecke bleiben, gar nicht berücksichti
gt dabei, ob die Preiserhöhungen zu einer erhöhten Zurückhaltung der Gäste führen würde.
So sehr man dem Thema Mindestlohn zustimmen mag, lohnt doch ein genauerer Blick in das bisherige Entgeltsystem. Schon heute kommen viele in der Gastronomie Beschäftigte nämlich auf einen Stundenlohn von über 8,50 Euro, hier gehören dann aber freiwillige Leistungen wie Mankogeld, Kleidergeld oder Schichtzuschläge dazu, auch weil die für die Mitarbeiter steuerlich günstiger sind. Diese Zuschläge werden bei der neuen Bemessung aber ebenso wenig berücksichtigt wie die über den Tronc auch an die Küche verteilten Trinkgelder. So ist zu vermuten, dass solche Schichtzuschläge unter dem Kostendruck wohl ebenso wegfallen, wie manch ein Gastronom bereits angekündigt hat, aus Kostengründen künftig auf Pauschalkräfte zu verzichten – was wohl besonders die auf Nebenjobs angewiesenen Studenten interessieren wird. Ein weiterer Preistreiber ist das Lohnabstandsgebot, denn erfahrene, gute Leute in Service und Küche verdienen heute schon längst deutlich über solchen Mindestbeträgen. Auch sie werden mehr haben wollen, damit der Abstand zu Pauschalkräften und Anfängern gewahrt ist. Arno Frommhagen vom Café Flair, einer der noch nie um klare Sätze verlegen war, bringt seine Sicht auf den Punkt „Es war schon immer schlecht, wenn sich Politik in Dinge einmischt, von der sie nichts versteht.“
Kopfschmerzen bereitet den Gastronomen übrigens auch das neue Arbeitszeitgesetz, das die maximale Schichtdauer auf 10 Stunden begrenzt. In der Folge wird damit zu rechnen sein, dass Gastronomen ihre Öffnungszeiten überprüfen und entsprechend einkürzen. Gut möglich, dass man beispielsweise Sonntag-abends ab 22.30 Uhr in der Landeshauptstadt künftig nichts mehr zu essen bekommt – von den Fastfoodketten vielleicht abgesehen.