© Conrad Engelhardt
Der Untertan
Stefanie Oberhoff und Astrid Griesbach
Hundert Jahre danach: Regisseurin Astrid Griesbach inszeniert Heinrich Manns sezierende Gesellschaftsstudie „Der Untertan“ für das Puppentheater nicht als Historienspiel. Sie holt ihn in die Gegenwart.
Schon als Kind lernt Diederich Heßling durch die autoritäre Erziehung seiner Eltern, was Macht bedeutet. Er wird von seinem Vater, Besitzer einer Papierfabrik, verprügelt, und bewundert ihn trotzdem. In der Schule ist er den Lehrern ergeben und verpetzt seine Mitschüler. Er unternimmt in seinem Leben alles, um Teil der Macht zu sein. Heinrich Mann schuf in seinem zeithistorischen Roman von 1914 das Psychogramm eines übermäßig treuen Anhängers des wilhelminischen Kaiserreichs. Ausgestorben sind die Heßlings dieser Welt allerdings bis heute nicht. Das meint auch Regisseurin Astrid Griesbach. Für das Puppentheater Magdeburg inszeniert sie Manns „Untertan“. Das allerdings nicht als Historienspiel. „Es ist ein ewiges Problem. Jede Gesellschaft hat ihre Untertanen, auch jetzt.“
Dieser Kernidee folgte sie beim Umgang mit Manns Vorlage. „Wir gehen nicht Zeile für Zeile durch das Buch. Es ist eher wie ein Spaziergang zwischen zwei Buchdeckeln.“ Der Zuschauer ist dabei immer an der Seite von Diederich Heßling. Mit seinen hinterhältigen Erfolgen bläht sich auch sein Ego immer weiter auf. All die Figuren, denen er auf seinem Lebensweg begegnet, werden allerdings nicht immer so aussehen, wie man es erwarten würde. „Wir haben sehr viel Material zum Arbeiten. Die Puppen werden Chimärenartig zusammengesetzt“, sagt Ausstatterin Stefanie Oberhoff. Dass eine Stoffpuppe mit einem Gummikopf und ein Hund mit Teufelsmaske daherkommt ist also nicht ausgeschlossen. Welche Puppen Florian Kräuter, Lennart Morgenstern, Freda Winter und Gabriele Grauer wie zum Leben erwecken, entwickelt sich jetzt- in den Proben. Vom naiven Diederich, haben Ausstatterin und Regisseurin dagegen ein genaueres Bild. Er bekommt einen kindlichen aussehenden Puppenkopf, da es die „Naivität“ ausstrahlt, die er durch sein emotionales Handeln vermittelt. Karriere ist geil, auch das will man uns noch heute vermitteln, egal wie man es erreicht.
Der Untertan, Premiere: 14. Februar, 20 Uhr, Puppentheater Magdeburg