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© Alena Schmick
Charlotte Gneuß
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© S.-Fischer-Verlag
Cover: Charlotte Gneuß - Gittersee
Sie ist 1992 geboren und hat die DDR selbst nicht miterlebt. Und doch hat sie sich schreibend der Realität und Utopie, in der ihre Eltern aufwuchsen und die es heute nicht mehr gibt, genähert. Charlotte Gneuß löste erst im Herbst mit ihrem Debütroman „Gittersee“ eine mediale Debatte darüber aus, wer über die DDR schreiben darf. Doch muss ein fiktionales Werk zwangläufig vom Selbsterlebten abhängig sein? Gneuß verortet ihren Roman im Dresdner Vorort Gittersee in den 70er Jahren und erzählt die Geschichte der 16-jährigen Karin. In Karins Familie herrscht ein rauer Ton. Während ihr trinkender Vater an der Reparatur seines Autos und an der des Familienlebens verzweifelt, würde ihre Mutter am liebsten ein anderes Leben führen. Karin selbst hütet ihre kleine Schwester und hilft ihrer scharfzüngigen Großmutter, die den Kommunismus verachtet und ihrer Zeit als „Blitzmädel“ hinterhertrauert im Haushalt. Die meisten in der Gegend arbeiten bei der Wismut im Uranbergbau, wie Karins Freund Paul, der eigentlich lieber Künstler wäre. Eines Tages versucht er, Karin zu einem Ausflug über das Wochenende zu überreden. Sie weiß, dass ihre Eltern das nicht erlauben und entscheidet sich dagegen. Als wenig später zwei Uniformierte vor der Tür stehen, gerät Karins Welt aus den Fugen. Paul ist abgehauen – Republikflucht. Charlotte Gneuß hat für ihren Roman unter anderem in alten Schulbüchern und Zeitungen recherchiert, aber auch ihre Eltern und Großeltern befragt, um daraus eine eigene Geschichte zu entwerfen. Eindringlich und atmosphärisch beschreibt sie das Aufwachsen in einer Arbeitergegend, erzählt von wilden Partys unter Jugendlichen, politischen Gängelungen und dem Misstrauen untereinander.
© Engelhardt