© Kerstin Schomburg
Nebenan: Nico Link & Carmen Steinert
Gegenwärtig spielt die Ost-Westthematik eine große Rolle in der Öffentlichkeit. Die Bücher von Autoren wie Katja Hoyer und Dirk Oschmann stehen seit Wochen auf der Bestsellerliste. Jetzt fügt das Theater eine besondere Farbe zum Thema hinzu und zeigt das schwarz-humorige Kammerspiel „Nebenan“ von Daniel Kehlmann. Ursprünglich handelt es sich dabei um einen Film – Uraufführung 2022 – nach einer Idee des Schauspielers Daniel Brühl, der auch die Hauptrolle spielt und selbst Regie führt. Die Ausformung des Plots und die Dialoge, die auch der Theaterfassung zugrunde liegen, stammen dagegen von Daniel Kehlmann.
Im Zentrum der Story, einer realistischen Geschichte mit vielen satirischen Elementen, begegnen sich Daniel, ein ehemaliger Ost-Schauspieler auf dem Höhepunkt seiner Westkarriere, und Bruno, ein ostdeutscher Wendeverlierer in einer Ost-Kneipe. Welten prallen aufeinander. Stoff für einen Schlagabtausch! Aber auch für ein einseitiges Plädoyer für den armen Ostler gegen einen arroganten Westler? Mitnichten. Der Autor bietet keine Gut/Böse-Zuschreibung. „Ähnlich dem Kaninchenbau bei ,Alice im Wunderland‘, verschwimmen und verschieben sich die Dinge. Die Handlung lässt viele Bewertungen offen. Die Wahrheit ist flirrend. Die Beurteilung liegt auch im Auge des Betrachters.“, sagt Dramaturgin Katrin Enders.
In der Inszenierung von Regisseurin Cornelia Maschner bestreiten vier Schauspieler den Abend: Anton Andreew und Nico Link spielen Daniel und Bruno, Bettina Schneider die Wirtin. Eine besondere Aufgabe übernimmt Carmen Steinert: Sie stellt Micha, Taxifahrer, Clara und andere Figuren dar. Aber diese Verwandlung geschieht nicht hinter der Szene, sondern auf offener Bühne, eine Entscheidung des Regieteams, die dem komödiantisch-satirischen Zuschnitt von Stück und Inszenierung entspricht und dem Publikum zusätzliches Vergnügen verschafft.
© Engelhardt
