![Hojotoho_M.-J.-Blazejewski,-I.-Will_152223_(c)Kerstin-Schomburg.jpg Hojotoho_M.-J.-Blazejewski,-I.-Will_152223_(c)Kerstin-Schomburg.jpg](https://www.dates-md.de/downloads/81251/download/Hojotoho_M.-J.-Blazejewski%2C-I.-Will_152223_%28c%29Kerstin-Schomburg.jpg?cb=00042720d877d3e6865797f26f708dfa&w={width}&h={height})
© Kerstin Schomburg
Heiter soll sie vor allem werden, die Stückentwicklung „Hojotoho! Hojotoho! Heiaha!“
„Hojotoho! Hojotoho! Heijaha!“ – Was assoziieren Sie? Selbst wenn Sie kein Opernkenner sind, dem diese drei Worte genügen, um in die bombastische Phantasiewelt Richard Wagners abzutauchen, denken Sie möglicherweise an Großes. Ganz großes Kino zum Beispiel. Drama. Größenwahn. Und genau das sollen Sie auch. Denn zu Großem fühlen sich die Figuren der gleichnamigen Stückentwicklung des Theaters Magdeburg berufen. Jedenfalls am Ende.
Aber von Anfang an: Generalintendant Julien Chavaz, der bekanntermaßen Opernprofi ist, wagt sich an seine erste Schauspielproduktion in Magdeburg. Es sei eine „Fortsetzung seiner Affinität zum spartenübergreifenden Arbeiten“, die er schon an früheren Wirkungsstätten pflegte. Musik spiele dabei immer eine Rolle. Musik aller Art übrigens, denn „jede Musik ist es wert, gehört zu werden“. In Magdeburg spielen und singen ein Pianist und acht Schauspieler – darunter Nora Buzalka, die ihr Debut als neues Ensemblemitglied geben wird.
Stückentwicklung heißt, dass am ersten Probentag erst einmal nur die „Zutaten“ vorliegen: die Figuren, ein Setting, eine Playlist, skizzierte Textbausteine von Dramaturg Bastian Lomsché – und eine Sammlung von Dingen, die Chavaz und Lomsché „zum Lachen bringen“. Denn heiter soll es werden: Treffen sich acht Fremde in der Hotellobby… Die Easy-Listening-Playlist läuft, die Sehnsucht nach Alltagsflucht ist groß, die Zimmer aber noch nicht bereit. Man wartet. Wartet. Und muss sich, ob man will oder nicht, doch irgendwann unterhalten. „Warten führt zu Situationen, die einen zwingen, die eigene Komfortzone zu verlassen“, weiß Chavaz. Insbesondere in unseren Breiten hat eigentlich niemand Lust, mit Unbekannten zu quatschen. Tut man es doch, macht man sich angreifbar – aber sich anzuschweigen ist auf Dauer ja auch unangenehm, oder?
In „Hojotoho…“ kommt man sich über die Kunst näher: Irgendwann beginnt man, gemeinsam zu singen, vielleicht auch zu malen oder zu dichten. Easy-Listening geht über in Pop-, Pop- in Barock-, Barock- in frühchristliche Kirchenmusik. „Die Musik nivelliert die gesellschaftlichen Unterschiede zwischen den Hotelgästen“, skizziert Lomsché. Ein sich selbst als großer Gewinner inszenierender Provinzmanager hört sich plötzlich Dinge singen, die er so nie sagen würde. Aus dem geplanten Mutter-Tochter-Urlaub wird eine Aufarbeitung bislang unausgesprochener Themen. Kurz: es zwischenmenschelt auf skurrile Weise. Was genau, wie und ob überhaupt, das ergibt sich während der Probenzeit. Jedenfalls wird aus Fremden am Ende voraussichtlich ein Kollektiv, ermutigt genug, um sich an Wagner zu wagen – „Hojotoho! Hojotoho! Heijaha!“
![Schauspielhaus Schauspielhaus](https://www.dates-md.de/downloads/5029/download/Schauspielhaus%20au%C3%9Fen.jpg?cb=26b83887da0d22a1c2c098f46d21b238&w={width}&h={height})
© Engelhardt